Goodyear

In Colmar-Berg: Forschung für die Reifenproduktion weltweit

Goodyear ist ein internationaler Reifen-Konzern, der 1898 in Akron, Ohio, USA gegründet wurde. Als drittgrößter Reifenhersteller ist das Unternehmen in 22 Ländern an insgesamt 48 Standorten präsent.

In Luxemburg beschäftigt Goodyear in Colmar-Berg aktuell ca. 3400 Mitarbeiter und zählt damit zu den größten Arbeitgebern des Landes. Das Reifenwerk in  Luxemburg ist spezialisiert auf Lkw-Reifen und stellt ca. 1,6 Millionen Reifen pro Jahr her. Auch u.a. das Auto des amerikanischen Präsidenten fährt mit Spezialreifen von Goodyear.

Obama Goodyear

Neben dem Reifenwerk befindet sich in Colmar-Berg eines von weltweit zwei Forschungs- und Entwicklungszentren. Am Innovation Center* Luxemburg (GIC*L) werden neue Technologie- und Leistungsstandards in der Reifenproduktion entwickelt und neue Reifen auf einer eigenen Teststrecke und in Labors geprüft.

Im September 2017 gab Goodyear bekannt, rund 64 Millionen Euro in ein neues Reifenwerk in Düdelingen investieren zu wollen. Dort sollen in einem hochautomatisierten Werk jährlich 500.000 Reifen produziert werden. Mit dem Produktionsverfahren ‚Mercury’ können Premiumreifen in kleiner Stückzahl und Ersatzreifen auf Anfrage von Kunden hergestellt werden. Das neue Werk soll 2019 eröffnet werden.

  • Name: Goodyear Tire & Rubber Company
  • Gründung: 1898 Akron, Ohio; seit 1957 Standort in Luxemburg
  • Chairman, President and CEO: Richard J. Kramer
  • Mitarbeiter weltweit: ca. 64.000 (2018); in Luxemburg: 3.450
  • Umsatz: ca. 15.4 Mrd. US-Dollar (2017)
  • Reifenfabriken weltweit: 48
  • Reifenfabriken in Europa: 15
  • Jahresproduktion weltweit: ca. 166 Mio. Reifen; In Luxemburg: 1.6 Mio. Reifen
  • Patentanmeldungen pro Jahr: ca. 60
  • Adresse: Avenue Gordon Smith, L-7750, Colmar-Berg
  • Kontakt: Dr. Georges Thielen +352 8199-2585
  • Webseite: www.goodyear.com

Woran wird am Goodyear Innovation Center* Luxemburg geforscht?

Am Goodyear Innovation Center* Luxemburg werden auf der Grundlage von aktuellen Forschungsergebnissen neue Reifen für die Märkte in Europa, Afrika und Asien entwickelt. Das internationale Team umfasst Mitarbeiter aus mehr als 40 Nationen.

Über 1.000 Ingenieure, Wissenschaftler und Techniker entwickeln und testen neue Ausgangsstoffe, Reifenoberflächen und Materialien. Die Eigenschaften der Reifen werden für den Einsatz im Personenkraftverkehr sowie für Kleintransporter und optimiert.

Ziel ist es u.a. Originalausrüstungshersteller-Status bei der Erstzulassung von Neuwagen zu erlangen (Original Equipment Manufacturer, OEM). Das Goodyear Innovation Center* Luxemburg berät und unterstützt die weltweiten Reifenwerke des Konzerns bei der Fertigung neuer Produkte.

Innovationen von Goodyear Innovation Center* Luxemburg

Ingenieure am Goodyear Innovation Center* Luxemburg forschen für die Reifen der Zukunft. So haben sie z.B. den kugelförmige Konzeptreifen Eagle 360 als Machbarkeitsstudie entwickelt. Beim Eagle 360 entfällt die Notwendigkeit, ihn an Achsen aufzuhängen; stattdessen wird der Reifen anhand von starken Magnetfeldern in Position gehalten.

Der Eagle 360 lässt sich in alle Richtungen manövrieren und ermöglicht so platzsparendes Einparken. Die Rillen auf seiner Oberfläche imitieren Korallen. Sie haben dieselben Eigenschaften wie ein natürlicher Schwamm und sind bei Trockenheit hart und bei Nässe weich. So soll eine bessere Bodenhaftung auch bei Aquaplaning erreicht werden. Sensoren in dem Kugelreifen registrieren Fahrbahneigenschaften und leiten diese an das Steuerungssystem des Fahrzeugs weiter.

Der Eagle 360 wurde 2016 im Rahmen des Genfer Automobilsalons präsentiert und erhielt den GOOD DESIGN™ Award 2016, der als einer der ältesten und traditionsreichsten Designpreise gilt.

Ein Reifen mit bionischer Außenhaut

Anfang 2017 hat Goodyear ein weiterentwickeltes Nachfolgemodell des Konzeptreifens Eagle 360 vorgestellt. Der Kugelreifen Eagle 360 Urban wird wie der Eagle 360 per 3-D Druck produziert und ist in der Lage, sich an die Fahrsituation anzupassen. Er besitzt eine natürlichen Materialien nachempfundene (bionische) Außenhaut und eine veränderungsfähige Lauffläche.

Über die bionische Außenhaut kann der Reifen mit Hilfe eines Sensoren-Netzwerks Informationen über seinen eigenen Zustand, über die Umgebung und über die Fahrbahnoberfläche an das Steuerungssystem des Fahrzeugs weitergeben. Der Konzeptreifen Eagle 360 Urban ist für den Einsatz in autonomen Fahrzeugen konzipiert und ist der erste Reifen mit künstlicher Intelligenz, der anhand der Analyse von Umgebungsdaten Entscheidungen treffen kann.

Testen und Rennen fahren

Die institutseigene Teststrecke in Colmar-Berg, der Circuit Goodyear, wird nicht nur für die Überprüfung der neuentwickelten Reifen genutzt. Hier finden auch Fahrsicherheitstrainings sowie Automobil- und Motorrad-Rundstreckenrennen statt.

Für die Zukunft ist zusammen mit Mitarbeitern des Sensorenherstellers IEE ein Umzug des Goodyear Innovation Centers auf einen Automotive-Campus im luxemburgischen Bissen geplant, an dem ca. 4000 Mitarbeiter technische Neuerungen für die Automobilbranche entwickeln sollen. In einer ersten Phase werden 150 der Mitarbeiter dann aus dem Goodyear Innovation Center kommen.

Unterwegs auch in der Luft

Historisch ist Goodyear neben der Herstellung von Reifen für seine Luftschiffe bekannt. Die ‚Pilgrim’ war ein 1925 gebautes Luftschiff der traditionsreichen Goodyear-Werbe-Blimp-Flotte. Anders als Zeppeline sind sogenannte Blimps „Prallluftschiffe“. Sie haben kein inneres Gerüst und halten ihre Form durch einen ständigen kleinen Überdruck, der zum äußeren Luftdruck herrscht.

Prallluftschiffe sind die am häufigsten gebauten Luftschiffe, da ihre Herstellung unkompliziert ist und sie nach Ablassen des Gases gut transportiert werden können. Die häufig fälschliche Bezeichnung von Blimps als Zeppeline rührt von der deutschen Firma Luftschiffbau Zeppelin her, die in der Vorkriegszeit fast alle über deutschen Boden geflogenen Luftschiffe hergestellt hat.

Autor: scienceRELATIONS
Fotos: Goodyear

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