Smart Devices

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Welchen Nutzen bringen elektronische Hilfsmittel – Fitnessarmbänder, schlaue Uhren und Apps, die uns auf Trab bringen sollen?

Wir haben den Farmers´ Market in  La Jolla entdeckt! Essen wie zuhause: Schwarzbrot, frisches Gemüse, Käse, der wirklich nach Käse schmeckt, Olivenöl statt Frittierfett. Gleich daneben allerdings gibt es auch das Junk Food, das hier in den Staaten allgegenwärtig ist. Pommes und Burger, Chicken Wings und Hot Dogs. Bei meiner Frau und mir weckt das Bioessen heimatliche Gefühle, und wir haben das Gefühl, uns endlich mal wieder gesund zu ernähren. Zwar herrscht auch hier der Fitnesswahn; aber die meisten Menschen werden schwach, wenn sie vor der Burger-Bude stehen. Die Tendenz ist auf dem alten Kontinent ja die gleiche: Der Geist ist willig...

Vorbeugung von Fettleibigkeit und Diabetes

In meiner letzten Kolumne habe ich von der Epigenetik geschrieben und davon, dass vermutlich schon die Ernährung der Großeltern in jungen Jahren Einfluss darauf hat, ob die Enkel viele Jahrzehnte später Diabetes oder andere Krankheiten entwickeln. Das heißt natürlich nicht, dass wir hilflose Opfer des Verhaltens unserer Vorfahren sind. Heutzutage verfügt die Medizin über viele Methoden der Früherkennung. Und wir wissen ziemlich genau, wie wir Fettleibigkeit und Diabetes vorbeugen können: Mehr Bewegung, Essen vom Farmers´ Market. Aber wir tun es einfach nicht. Nur etwa 10 Prozent aller Menschen, die es nötig hätten, schaffen es, ihr Verhalten wirklich gründlich zu ändern.

Smart Devices und Krankheitsvorsorge

Was ich mich nun frage: Welchen Nutzen bringen da elektronische Hilfsmittel – Fitnessarmbänder, schlaue Uhren und Apps, die uns auf Trab bringen sollen? In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Menschen nicht auf den Rat ihres Arztes hören, bin ich mir nicht sicher, ob sie sich gegenüber ihren Smart Devices einsichtiger zeigen. Während der Lebenspartner (oder das schlechte Gewissen) jedes Mal vernehmbar nörgelt, wenn man es sich auf der Couch bequem macht, kann man die Fitness-Watch ja einfach ablegen. Aus den Augen, aus dem Sinn. ... und das Fleisch wird schwach.

Also: Was nützen Smart Devices bei der Krankheitsvorsorge wirklich? Haben sie einen Vorteil für den Patienten oder nur für die Fitbit-Industrie? Elektronik-Designer, die wirklich etwas für den Menschen tun wollen, dürfen nicht nur darauf achten, dass die technischen Entwicklungen fancy sind. Sie müssen mit Medizinern und Psychologen zusammenarbeiten, um die Technik  an den Menschen anzupassen. Wir Biologen und Biomediziner müssen an die Techniker ran, und ihnen erklären, was Menschen brauchen, um gesund zu bleiben.

Wenn uns das nicht gelingt, bleiben Smart Devices nur große Datenstaubsauger, die die Internet-Giganten mit ihrem Lebenselixier versorgen. Ich glaube, wir werden noch viele Enttäuschungen erleben, aber auch noch viele positive Entwicklungen. Vielleicht haben meine Enkel mal etwas davon, wenn ich jetzt versuche, Einfluss auf Digital Health-Entwicklungen zu nehmen.

Rudi Balling, Direktor des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine an der Universität Luxemburg, legt bis zum Herbst ein Sabbatical ein. Diese Auszeit nutzt der 64 Jährige für einen Forschungsaufenthalt in den USA, mit finanzieller Unterstützung des INTER Mobility Fördermittels des Fonds National de la Recherche (FNR). In dieser Kolumne berichtet er alle zwei Wochen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen. Die Kolumne wurde ursprünglich im Luxemburger Wort veröffentlicht und ist hier mit freundlicher Genehmigung des Luxemburger Worts und der Universität Luxemburg reproduziert.

Autor: Rudi Balling
Editor: Melanie Reuter (FNR)
Foto: www.shotshop.com

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