© Patrick Choquet

Plasma, das zur Ablagerung einer Beschichtung auf der Oberfläche einer Luftfiltermembran benutzt wurde

Patrick Choquet nutzt innovative Methoden um Materialen herzustellen die Wasser reinigen, als Gassensoren funktionieren und industriell anwendbar sind

Dr. Choquet, Sie und Ihre Forschungsgruppe am Luxemburg Institute of Science and Technology (LIST) entwickeln absolut neue Materialien. Wo und wofür werden sie genutzt?

Zum Beispiel entwickeln wir Oberflächen die als Gassensoren funktionieren oder Materialien für Umwelt- und Gesundheitsanwendungen ‑ etwa schmutzabweisende oder antibakterielle Materialien.

Wie stellen sie diese her?

Für Oberflächenbeschichtungen benutzen wir die sogenannte Trockenabscheidung und hierbei die Plasmatechnik ‑ Plasmen sind elektrisch leitfähige Gase. Mit diesen können wir dünne Materialfilme aus Metall, Polymeren oder Keramik auftragen die oft nur wenige Nanometer dünn sind. Diese Herangehensweise hat viele Vorteile: Im Gegensatz zur „nassen“ Ablagerung müssen wir die Proben nicht in eine Flüssigkeit tauchen und können die Proben sehr gezielt an bestimmten Stellen in der gewünschten Dicke beschichten. Zudem benutzen wir weniger Chemikalien, was umweltfreundlicher ist.

Warum müssen die Beschichtungen denn so dünn sein?

Dies ist zum Beispiel bei optischen Anwendungen, etwa Filtern, sehr wichtig, bei denen man mehrere Schichten hochpräzise – das heißt auf der Nanometerskala – übereinander ablagern muss.

Wofür die Plasma-Technik besonders geeignet ist…

Ja. Zudem ist es mit dem Plasma möglich, Materialien fest miteinander zu verbinden, bei denen Klebstoff nicht genutzt werden kann – etwa zwischen Metallen und Polymeren oder Glas und Polymeren.

Worauf konzentriert sich Ihre Arbeit zurzeit?

Der Fokus liegt klar auf der Anwendung der Plasmen, insbesondere bei normalen Druckverhältnissen. Normalerweise kann man diese nämlich nur im Hochvakuum anwenden. Funktioniert die Technik aber auch bei atmosphärischen Drücken ist dies wesentlich kostengünstiger und auch industriell hochinteressant, da sie dann direkt in den Produktionsablauf eingebaut werden kann. Im Labor funktionieren nun bereits Prototypen, mit denen dreidimensionale Werkstücke beschichtet werden können.

Sie arbeiten aber auch an biologischen Themen…

Das stimmt. Zusammen mit Partnern der Universität Lüttich, GIGA und zwei Industriepartnern haben wir aktive, mit Biomolekülen beschichtete Oberflächen hergestellt – die Technik hierfür ist inzwischen patentiert und es ist uns gelungen, widerstandsfähige Oberflächen auf Polymere und Metalle aufzutragen, die antibakteriell wirken und „Biofilme“ abweisen. Diese Entwicklung kann nun noch ausgeweitet werden, um etwa „Anti-Fingerabdruck-Oberflächen“ herzustellen.

Das wäre sicher praktisch für Smartphone-Displays…

Ja, aber nicht ausschließlich. Zusammen mit Partnern des Umwelt-Fachbereichs am LIST haben wir diese Methode auch entwickelt, um Wasser zu reinigen. Wir konnten zeigen, dass sich die Oberfläche eignet, um Antibiotika aus Wasser zu entfernen.

Foto: Patrick Choquet  (Plasma, das zur Ablagerung einer Beschichtung auf der Oberfläche einer Luftfiltermembran benutzt wurde)
Autor: Tim Haarmann

Infobox

Kurzbiographie

Patrick Choquet ist Leiter der Gruppe “Thin Film and reactive Polymer Processing“ am LIST. Er hat seine Doktorarbeit an der Universität von Paris XI geschrieben und fünfzehn Jahre in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen privater Unternehmen gearbeitet, bevor er 2007 an das LIST wechselte.

Bloomin‘ Algae App So können Bürger helfen, Blaualgen in Luxemburgs Gewässern zu überwachen

Mit der Smartphone-App Bloomin‘ Algae kann jeder in Luxemburg Wissenschaftlern am LIST helfen, Cyanobakterien frühzeitig...

Science meets Art Wissenschaftscomic: Die Abenteuer von Tuwwo, dem Wassermolekül

Das „LUX:plorations“-Projekt verbindet Kunst und Forschung: Lokale Künstler und Wissenschaftler haben zusammen 8 Kurzges...

Mr Science Experiment De gréisste kënschtleche Geysir vun der Welt?

Waarmwaassergeysiren, wéi een se aus Island kennt, kann een am klengen als Experiment nobauen.

FNR , RTL

Auch in dieser Rubrik

EIN interview mit Prof. Alexandre Tkatchenko Rätselhaftes Universum: Ein neuer Ansatz, um dunkle Energie zu verstehen

Prof. Alexander Tkatchenko von der Universität Luxemburg adressiert eines der größten Rätsel der Physik: das Geheimnis der dunklen Energie.

Machinelles Lernen im Weltraum AI4Space: Luxemburger Forscher starten erstes eigenes Weltraumexperiment

Beim Experiment werden Algorithmen des maschinellen Lernens getestet, um Temperaturanomalien in Satellitensystemen auf eine fortschrittlichere Art und Weise zu erkennen, als dies derzeit der Fall ist...

Kommunikationstechnologie Ein digitaler Zwilling soll die Einführung von 5G in Luxemburg erleichtern

Der Mobilfunkstandard 5G eröffnet neue Möglichkeiten, sorgt aber auch für Verunsicherung in der Bevölkerung. LIST-Forscher Sébastien Faye setzt sich damit in verschiedenen Projekten auseinander.

Herausragender Mentor FNR Awards 2022: „Glaubt zu Beginn Eurer Forschungsarbeit nichts."

Der Ingenieur und Professor Christoph Odenbreit von der Universität Luxemburg, erhielt einen Preis für herausragende Betreuung seiner Doktoranden.