Cyanowatch (LIST)

Beispiele von Blaualgen-Blüten in Luxemburg.

Am vergangenen Freitag wurden die Baggerweiher in Remerschen wegen einer lokalen Ausbreitung von giftigen Blaualgen (Cyanobakterien) für Badegäste geschlossen. Dies geschah im Rahmen der regelmäßigen Überwachung der Badewasserqualität in Luxemburg (nationaler Plan d’alerte).

Seit kurzem gibt es für Luxemburg eine mobile App namens Bloomin‘ Algae, die es Nutzern der hiesigen Freizeitgewässer (z.B. Badeseen, Mosel) ermöglicht, eine Ausbreitung von oder einen Verdacht auf Cyanobakterien zu melden. Diese Initiative von Forschern des Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) ermöglicht es jedem, sich aktiv am Risikomanagement im Zusammenhang mit der Verbreitung von Cyanobakterien in unseren Badegebieten zu beteiligen.

Cyanobakterien sind eine Art von photosynthetischen Bakterien, die immer in Gewässern (Flüssen, Teichen, Seen, etc.) vorhanden sind und normalerweise keine Probleme für Mensch und Tier darstellen.  Unter bestimmten Bedingungen – meist gegen Ende des Sommers – können die Bakterien sich aber stark vermehren und grünliche Schlieren oder regelrechte Teppiche im Wasser bilden, die Blaualgen-Blüten genannt werden. Dabei können die Cyanobakterien erhöhte Konzentrationen von Giften produzieren, die bei Kontakt eine Gefahr für die Gesundheit von Menschen und Tieren darstellen können. Deshalb sollte man in Gewässern mit Cyanobakterien lieber nicht baden. Mehr Infos zu Blaualgen in unserem Artikel vom letzten Jahr:

Wie funktioniert die App Bloomin‘ Algae?

Die mobile App Bloomin‘ Algae kann von jedem über Google Play oder den Apple Store gratis heruntergeladen werden.

Fällt einem bei einem Gewässer etwas auf, z.B. grüne Schlieren, Teppiche oder auch eine Ansammlung grüner Flocken, so kann der Nutzer einen Bericht über die App senden.

Das geht ganz einfach: man macht ein oder mehrere Foto(s), gibt seinen exakten Standort an (über die GPS-Lokalisierung des Smartphones) sowie eine ungefähre Schätzung der betroffenen Fläche (z.B. Größenordnung einer Fußmatte, Parklücke, oder eines Tennisfeldes, …). Außerdem soll man angeben, bei welcher Aktivität man die Beobachtung gemacht hat, z.B. bei einem Spaziergang, beim Baden, oder beim Wassersport.

Abbildung 1: Screenshots zeigen die einzelnen Schritte zur Verfassung eines Berichts mit der Bloomin' Algae App.

Der Bericht wird dann über die App auf der Webseite iRecord gespeichert, zu der Jean-Baptiste Burnet Zugang hat. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am LIST ist Spezialist für Umwelt- und Biotechnologien und unter anderem zuständig für die Überwachung von Blaualgen in Luxemburg. „Ich erhalte eine Benachrichtigung, wenn ein neuer Bericht verfügbar ist. Ich schaue mir die Bilder und den Bericht genau an und bestätige, ob es sich tatsächlich um Blaualgen handelt oder nicht“, erklärt der Wissenschaftler.

Die Beobachtung erscheint dann auf einer interaktiven Karte, die auch auf der Internetseite des Projekts CYANOWATCH von jedem eingesehen werden kann. Persönliche Daten werden nicht veröffentlicht.

Abbildung 2: Interaktive Karte der Beobachtungen in Luxemburg (Stand: 4. September 2023). Die Beobachtungen erscheinen nach Begutachtung durch den LIST-Experten als „korrekte“, „inkorrekte“ oder „wahrscheinliche“ Identifizierung.

„Bei Zweifeln kann ich mich mit Experten aus dem Ausland austauschen oder es kann auch eine Probe entnommen und untersucht werden, um zu bestätigen, ob es sich um Blaualgen handelt“, fügt Jean-Baptiste Burnet hinzu.

In der App werden auch Bilder gezeigt, was Blaualgen sind und was oft von Laien fälschlicherweise als Blaualgen identifiziert wird.

Es ist hilfreich, wenn mindestens zwei Fotos gemacht werden, wovon eins ein Zoom sein sollte.

Jean-Baptiste Burnet, Wissenschaftler am LIST.

Um die Konzentration der gefährlichen Gifte zu messen, die von den Blaualgen produziert werden, sind ebenfalls Laboruntersuchungen von Wasserproben nötig. Diese werden zum Teil auch von freiwilligen Helfern mithilfe von Schnelltests durchgeführt. „Das können Mitarbeiter der Baggerweiher oder des Naturparks Öewersauer sein, aber auch Fischer, Taucher oder andere Bürger die regelmäßig an oder auf luxemburgischen Freizeitgewässern unterwegs sind“, präzisiert Burnet.  

Hilf Forschern, die Ausbreitung von Blaualgen besser zu verstehen

Durch Nutzung der App können Bürger in Luxemburg den Forschern am LIST und lokalen Autoritäten nicht nur helfen, die saisonale Vermehrung von Blaualgen in Luxemburgs Gewässern besser zu überwachen, sondern auch besser zu verstehen.

Die Vermehrung der Cyanobakterien ist nämlich zeitlich und räumlich sehr variabel. Im Rahmen des Überwachungsplans werden zwar regelmässige Kontrollen der Gewässer durchgeführt, aber diese können die Dynamik der Vermehrung nicht immer abbilden. Eine aktive Einbeziehung von Ressourcennutzern, die zu anderen Zeiten an den betroffenen Standorten unterwegs sind, ermöglicht daher eine bessere zeitliche und räumliche Abdeckung.

Die Bloomin‘ Algae App wurde ursprünglich vom UK Centre for Ecology & Hydrology entwickelt und wird auch bereits von anderen Ländern wie Belgien, den Niederlanden oder Norwegen benutzt. Es handelt sich um ein Citizen Science-Projekt. D.h. Bürger beteiligen sich aktiv an der Forschung, indem sie helfen, Daten zu sammeln und diese für Forschungszwecke zur Verfügung stellen.

Also, lade die App herunter und werde ein Citizen Scientist! Und übrigens: unter allen eingereichten Bildern wird am Ende der Saison eine Auswahl mit Preisen belohnt. Mehr Infos auf der Internetseite des Projekts: https://www.cyanowatch.lu

Autor: Michèle Weber (FNR)
Bilder: Projekt Cyanowatch (LIST) & Bloomin' Algae App

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