Fondation Cancer

Der Wissenschaftler Serge Haan erklärt Besucher*innen des Relais pour la Vie die Rolle der verschiedenen funktionellen Strukturen im Innern einer Zelle.

Das jährlich stattfindende Solidaritäts-Event für von Krebs betroffene Menschen Relais pour la Vie wird in Luxemburg seit 2006 von der Krebshilfestiftung Fondation Cancer organisiert und erfreut sich wachsender Beliebtheit. 2019 nahm eine rekordverdächtige Zahl von rund 13.000 Läufer*innen und Walker*innen an der Veranstaltung teil. Es war eine besondere Ausgabe des Relais pour la Vie, denn die Fondation Cancer feierte in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen.

Zu den verschiedenen, speziell für diesen Tag organisierten Aktivitäten gehörte auch das „Cancer Research Lab“. Diese Initiative wurde zusammen mit den Forscher*innen des Luxembourg Institute of Health (LIH) und der Universität Luxemburg ins Leben gerufen. Maiti Lommel, die das „Cancer Research Lab“ koordinierte, erklärte, das Ziel sei es gewesen, allen, die schon immer mal einen Blick in ein Forschungslabor werfen wollten, einen Einblick in die Krebsforschung zu geben und sie so für sie weniger abstrakt zu machen. Abgesehen davon, dass die Bedeutung der Forschung im Kampf gegen Krebs hervorgehoben wurde, war das Labor auch eine Möglichkeit, sich für all die großzügigen Spenden zu bedanken, die Fortschritte in diesem Kampf ermöglichen.  

Diese gemeinsame Initiative kam in die engere Auswahl für den FNR-Award 2020 in der Kategorie „Outstanding Promotion of Science to the Public“.

Was konnte man hier über Krebs lernen?

Das „Cancer Research Lab“ war in zwei getrennte Bereiche unterteilt: den Wartebereich, in dem eine Einführung in die grundlegenden Konzepte der Krebsbiologie gegeben wurde, und das Labor selbst, in dem die Besucher*innen die verschiedenen Aspekte der täglichen Forschungsarbeit sehen und erleben konnten.   

Im Wartebereich gab es die Möglichkeit, auf interaktive und auch unterhaltsame Weise etwas über die Biologie des Krebses zu erfahren. Zu den Aktivitäten gehörte eine sprechende Riesenzelle, die die Rolle der verschiedenen funktionellen Strukturen in ihrem Inneren erklärte. Außerdem informierten große Poster, Diashows und Filme über Zellfunktionen, Krebs und Metastasierung. Schließlich gab es noch einen Comic über „Die Zelle, die unsterblich werden wollte“, der die Entstehung und das Fortschreiten von Krebs illustrierte. Diese visuell ansprechenden Materialien waren alle in französischer, deutscher und zum Teil auch englischer Sprache verfügbar.

Researcher Elisabeth Letellier with visitors
giant cell model

Was wurde zur Arbeit im Krebslabor erklärt?

Im „Cancer Research Lab“ selbst gab es fünf verschiedene Stationen, an denen Forscher*innen aus verschiedenen öffentlichen Forschungseinrichtungen in Luxemburg Französisch, Deutsch, Englisch und Luxemburgisch sprachen, so dass alle Besucher*innen den Erklärungen leicht folgen konnten. Jede Station stellte eine Phase eines Experiments dar, in dem die Wirkung eines Medikaments auf Krebszellen untersucht wurde.

An Station 1 erklärten die Forscher*innen, woher die für die Experimente verwendeten Zellen kommen und wie sie gezüchtet werden. Die Besucher*innen konnten auch sehen, wie die Zellen bei sehr niedrigen Temperaturen in flüssigem Stickstoff gelagert und konserviert werden. An Station 2 zeigten die Wissenschaftler*innen die Brutschränke, in denen die Zellen aufbewahrt werden, und erklärten, warum sie eine bestimmte Temperatur und einen bestimmten CO2-Gehalt benötigen und was sie brauchen, um weiter zu wachsen. An Station 3 wurden die Schritte erklärt, die nötig sind, um die Zellen für die Experimente vorzubereiten, wie zum Beispiel das Ernten und Waschen. An Station 4 konnten sich die Besucher*innen einen Überblick über die Genomveränderungen bei sechs verschiedenen Patient*innen verschaffen, um zu verdeutlichen, dass jeder Krebs einzigartig ist und eine spezifische Behandlung erfordert. Die letzte, 5., Station, konzentrierte sich auf die Assays zur Messung der Medikamentenaktivität auf Krebszellen. Da solche Assays es erlauben, Behandlungen zu identifizieren, für die Krebszellen empfänglich sind, sind sie der Schlüssel zur personalisierten Medizin. Viele Besucher*innen fanden die Themen personalisierte Medizin und spezifische Krebsmarker sehr interessant und diskutierten sie ausgiebig mit den Forscher*innen.

Wie haben die Besucher*innen das „Cancer Research Lab“ erlebt?

Neben der Möglichkeit, den Forscher*innen Fragen zu stellen, hatten alle Besucher*innen die Chance, einige der Labortätigkeiten selbst zu erleben. Dazu gehörten das Pipettieren kleiner Flüssigkeitsmengen und das Betrachten von Zellen unter dem Mikroskop. Solche interaktiven Erfahrungen wurden speziell entwickelt, um es dem Publikum zu erleichtern, bestimmte Konzepte zu verstehen und sich deren Bedeutung zu merken. Insgesamt bewerteten die meisten der 400 Gäste des „Cancer Research Lab“ ihren Besuch auf einem Smiley-Terminal am Ende des Rundgangs als sehr positiv.

Sowohl erfahrene Wissenschaftler*innen als auch jüngere Forscher*innen, die im „Cancer Research Lab“ mitwirkten, fanden diese Gelegenheit, über ihre Forschung zu sprechen, sehr lohnenswert. So beschrieb es Elisabeth Schaffner-Reckinger von der Universität Luxemburg: „Es war eine einmalige Gelegenheit, mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen und unsere Arbeit zu erklären. Die Leute waren sehr interessiert, stellten viele Fragen und hörten aufmerksam zu. Es war sehr befriedigend, über unsere Forschung zu sprechen und die Großzügigkeit zu erwidern, die uns entgegengebracht wurde.“

Sabrina Fritah vom LIH fügte hinzu: „Es war eine wirklich tolle Erfahrung und ich hoffe, dass solche Aktivitäten in Zukunft fortgesetzt werden. Der direkte Kontakt mit von Krebs betroffenen Menschen erinnert uns an den Zweck unserer Forschung und unseren Anspruch, allen Patient*innen zu helfen.“

Autor: Anna Keller
Editor: Michèle Weber (FNR)
Fotos: Fondation Cancer 

 

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