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Dabei spielt es laut dem Sozialforschungsinstitut keine Rolle, ob eine ausländische Arbeitskraft in Luxemburg wohnt oder als Grenzgänger hierzulande arbeitet. In beiden Fällen liegen die jeweiligen Gehälter jeweils unter dem Einkommen der in Luxemburg geborenen Kollegen mit vergleichsweiser Qualifikation und Erfahrung.

Gleichheit bei Gering- und Spitzenverdienern

Mehr Gleichheit herrscht laut LISER dagegen am oberen und unteren Ende der Einkommensskala, wobei die Forscher bei den Top-Verdienern sogar ein besonderes Phänomen verzeichnen: Dort sind besonders viele in Luxemburg lebende Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Ländern vertreten, was auch dazu beiträgt, dass die Einkommens-Unterschiede in dieser Kategorie – ebenso wie in den unteren Gehaltsbereichen – sehr gering sind.

Unter dem Strich widerlegen die Zahlen aus Sicht der Wissenschaftler das Vorurteil, wonach ausländische Arbeitskräfte – die in Luxemburg immerhin 70 Prozent der Angestellten in der Privatwirtschaft ausmachen – das Einkommensgefüge zuungunsten der Einheimischen verschieben würden. Diese Annahme kann umso mehr ad acta gelegt werden, als sich das LISER auf Langzeitdaten bezieht: Der Studie lagen vor allem Einkommensstatistiken aus den Jahren 2002 bis 2006 sowie Sozialversicherungsdaten von 1998 bis 2009 zugrunde.

Es beginnt nun die Suche nach den Gründen

Diese Daten wurden im vom FNR geförderten Forschungsprojekt InWin um Ergebnisse älterer Einkommensstatistiken sowie neuerer Erhebungen ergänzt, so dass ein Langzeittrend ermittelt werden konnte, der eine Entwicklung über 25 Jahre hinweg in Betracht zieht. In diesem Zeitraum sind die Verhältnisse nahezu stabil geblieben – anders gesagt: Die Einkommensunterschiede zwischen Ausländern und Einheimischen haben „Tradition“.

Was die Nennung von Gründen für die Einkommensunterschiede angeht, halten sich die LISER-Forscher zurzeit noch zurück. Ein Grund könnte Ihrer Meinung nach der Faktor Sprachkenntnisse sein, generell verweisen sie jedoch auf den quantitativen Charakter der Studie. Ziel des InWin-Projekts sei es, zunächst Daten zu liefern, mit denen sich in einem nächsten Schritt die Ursachen für das Ungleichgewicht ermitteln lassen. 

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LISER: Praxisnahe sozialwissenschaftliche Forschung

 

Im Sozialforschungszentrum LISER analysieren internationale Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler gesellschaftliche Fragen. Das Thema Arbeitsmarktpolitik bildet dabei eine tragende Forschungssäule, ebenso steht die Großregion im Mittelpunkt zahlreicher Studien. Das LISER versteht sich dabei als praxisnahes Forschungsinstitut  Das zeigt sich außer an der Themenwahl auch daran, dass die Resultate der Studien und Projekte häufig in konkrete politische Maßnahmen mit einfließen. 

 

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