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Senioren sorgen sich tendenziell weniger um die eigene Gesundheit als um die der Angehörigen

Zwei Mal wurden die Teilnehmer der Studie befragt, einmal im vergangenen Juni und dann noch ein zweites Mal im Oktober. Die Psychologin Isabelle Albert und ihre Kolleginnen Anna Kornadt, Josepha Nell und Elke Murdock von der Universität Luxemburg sowie Martine Hoffmann vom RBS-Center fir Altersfroen wollten herausfinden, wie Zugehörige der Generation 60+, die aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe zählen, mit der Covid-19-Pandemie zurechtkommen.

Das Team ist dabei unter anderem den Fragen nachgegangen, wie die Einordnung zur Risikogruppe die eigene Wahrnehmung und das Verhalten älterer Menschen beeinflusst, wie sie selbst dieses Risiko wahrnehmen und wie sie die gesamte Situation, sowohl persönlich als auch gesellschaftlich, empfinden. Mehr als 600 Menschen wurden repräsentativ befragt und ergänzend dazu dann auch noch Bewohner aus Senioreneinrichtungen interviewt.

Sorge vor allem um die Angehörigen

Wie die Auswertung zeigt, fühlte sich die überwiegende Zahl Senioren (knapp 95 Prozent) zum Zeitpunkt der Befragungen überwiegend gut über das Virus informiert. Und ähnlich stark vertreten war auch die Meinung, dass die Regierung gut auf das Virus reagiert und alles dafür getan habe, die Pandemie so erfolgreich wie möglich zu bekämpfen.

Die Gefahr, sich mit selbst dem Virus anzustecken, wurde im vergangenen Sommer und Herbst laut Studie als eher gering eingestuft (27 Prozent). Besorgt war ein Großteil der Ü-60-Generation aber dennoch, dabei jedoch in erster Linie um andere. „Wir haben festgestellt, dass die Befragten weniger besorgt um sich selbst als um ihre Angehörigen waren“, sagt Albert. 72 Prozent hatten demnach Angst, dass sich Mitglieder der Familie anstecken könnten, während die Angst, selbst an Corona zu erkranken, lediglich für knapp 43 Prozent eine Rolle spielte. 

Fast ein Drittel hielt Maßnahmen für übertrieben

Gleichzeitig aber, so die Forscherin, seien die meisten Teilnehmer (gut 90 Prozent) sehr wohl der Meinung gewesen, dass ältere Menschen besonders gefährdet seien und deshalb auch geschützt werden sollten. Wobei auch fast ein Drittel der Befragten die Maßnahmen zum Schutz von Älteren für übertrieben gehalten habe.

Ein ähnliches Bild wie bei der Angst vor einer Ansteckung zeigte sich auch bei der Einschätzung, was die finanziellen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie betrifft. Während sich vier von fünf Befragten keine Sorgen um die eigene finanzielle Situation machten, waren dennoch mehr als drei Viertel der Teilnehmer besorgt um die wirtschaftliche Zukunft des Landes. Wie die Projektleiterin erklärt, hätten die Befragten soziale und persönliche Ressourcen im Umgang mit der Krise genannt. „Viele gaben an, dass Familie und Freunde, aber auch positives Denken, der Glaube oder die Lebenserfahrung ihnen in der Krise helfen. Einige von ihnen erklärten, dass sie in ihrem Leben schon weitaus schwierigere Zeiten erlebt haben“, begründet das Albert.

Ein Teil der Befragten fühlt sich aufgrund des Alters diskriminiert

Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass man im Umgang mit der Pandemie durchaus von den Älteren lernen könne, so die Psychologin, die gleichzeitig aber auch betont, dass es trotz der tendenziell eher guten Bewältigung der Krise eben durchaus auch viele ältere Menschen gebe, die damit nicht so gut zurechtkämen. So gaben zum zweiten Erhebungszeitpunkt im Oktober rund ein Fünftel der Befragten an, dass sie Schwierigkeiten beim Bewältigen der pandemiebedingten Schwierigkeiten haben. Und die dürfe man nicht aus den Augen verlieren.

Auch hat laut Studie etwa ein Fünftel der Teilnehmer zumindest von einer gewissen Altersdiskriminierung berichtet. „In der Medienberichterstattung, der medizinischen Versorgung und im Alltag war das Gefühl, aufgrund ihres Alters ungerecht behandelt zu werden, etwas höher als dies in den sozialen Beziehungen zu Familie und Freunden der Fall war“, erklärt Albert.

„Ganz wichtig ist, den Sinn und Zweck jeder Maßnahme so gut wie möglich zu kommunizieren“, sagt die Forscherin. „Wenn die älteren Menschen das Gefühl haben, dass sie mit ihren Einschränkungen einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten, dann steigert das auch ihr Wohlbefinden.“

Autor: Uwe Hentschel

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