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Zwischen Februar und Juni 2021 sollen mindestens 100 COVID-19-positive Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren in die Predi-COVID-Kohorte aufgenommen werden.

In der im April 2020 gestarteten nationalen Kohortenstudie «Predi-COVID»* untersuchen Forschende des Luxembourg Institute of Health, wie sich asymptomatische, wenig symptomatische und mild symptomatische Covid-19-Verläufe unterscheiden, und ob es Risikofaktoren oder Biomarker gibt, die die Verlaufsschwere voraussagen können. Bislang konzentrierte sich die Studie aufgrund der beobachteten höheren Inzidenz und Mortalität sowie aufgrund der schwereren Verläufe vorwiegend auf die Entwicklung und Behandlung der Erkrankung bei Erwachsenen. Im März 2021 wurde die Studie offiziell auf Kinder ausgeweitet.

(* “Luxembourg cohort of positive patients for COVID-19: a stratification study to predict severe prognosis”)

Warum die Studie auf Kinder ausgedehnt wurde

"Da sich die klinischen Merkmale und Symptome von COVID-19 bei Kindern erheblich von denen unterscheiden können, die bei Erwachsenen zu beobachten sind, muss untersucht werden, welche Hauptrisikofaktoren mit den kritischen Erkrankungsfällen bei Kindern assoziiert sind und ob diese mit der Immunantwort oder mit Umweltfaktoren im Zusammenhang stehen. Ziel der Erweiterung von Predi-COVID auf Kinder ist deshalb, solche Faktoren zu identifizieren und die klinischen, biologischen und mikrobiologischen Merkmale von COVID-19 bei jüngeren Patienten zu definieren", so Dr. Guy Fagherazzi, Leiter des Department of Population Health (DoPH) am LIH und Principal Investigator der Studie "Predi- COVID".

Obwohl Kinder typischerweise die asymptomatischen oder milderen Varianten von COVID-19 entwickeln, deuten neuere Erkenntnisse darauf hin, dass das SARS-CoV-2-Virus am Auftreten schwerer Erscheinungsformen beteiligt sein könnte, die beispielsweise zu einer Entzündung und zum Versagen mehrerer Organe (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) und sogar zu kardialen Komplikationen wie Myokarditis oder der Erweiterung der Koronararterien wie beim Kawasaki-Syndrom führen können.

Wie funktioniert die Teilnahme an der Studie?

Zwischen Februar und Juni 2021 werden mindestens 100 COVID-19-positive Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren in die Predi-COVID-Kohorte aufgenommen, wobei im Rahmen der Zusatzstudie Predi- COVID-H mindestens 30 asymptomatische Kinder und Jugendliche aus Haushalten von COVID-19-positiven erwachsenen Teilnehmern rekrutiert werden.

Die vom Luxembourg Institute of Health (LIH) koordinierte und unter Federführung der COVID-19 Task Force von Research Luxembourg durchgeführte Studie wird bei der Rekrutierung jüngerer Kinder besonders von der Zusammenarbeit mit dem Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL) profitieren. Dabei übernimmt das Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL) – speziell dessen Kinderklinik "Kannerklinik" – die Eingliederung von stationär behandelten schweren Fällen (Kinder unter 15 Jahren) in die Studie, während die Rekrutierung älterer Kinder in die Zuständigkeit des Clinical and Epidemiological Investigation Centre (CIEC) des LIH fällt.

Welche Kinder in die Studie aufgenommen werden sollen, ermittelt die Gesundheitsinspektion des luxemburgischen Gesundheitsministeriums. Sie kontaktiert die Erziehungsberechtigten und holt deren Zustimmung ein.

Was wird in der Studie untersucht?

Wie bei den Erwachsenen wird auch bei den an Predi-COVID teilnehmenden Kindern die Entwicklung des Gesundheitszustands und der Symptome regelmäßig über verschiedene Methoden digital fernüberwacht, abhängig davon, ob sich die Kinder zu Hause oder im Krankenhaus befinden. Außerdem werden über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr monatliche Kurzbewertungen durchgeführt, um die möglichen Langzeitfolgen von COVID-19 zu beobachten. Zusätzlich nimmt eine erfahrene Krankenschwester bei jedem positiv getesteten Kind – nach Aufnahme in die Studie und ein weiteres Mal nach drei Wochen – Blutproben, Nasenabstriche, Mund-Rachen-Abstriche, Speichel- und Stuhlproben, sofern die Eltern einverstanden sind.

Bei den asymptomatischen Kindern der Studie "Predi-COVID-H" werden ebenfalls klinische und sozioökonomische Daten erhoben sowie Blut- und Stuhlproben genommen und Nasen-Mund-Rachen- Abstriche gemacht. Die Analyse der Stuhlproben sowohl von den COVID-19-positiven Kindern als auch von Kindern mit Haushaltskontakt wird uns Erkenntnisse darüber liefern, wie das Virus im Stuhl ausgeschieden wird und auf welche Weise das Mikrobiom im Darm die COVID-19-Infektion bei Kindern beeinflusst.

Welche Ergebnisse gibt es bereits aus der Predi-COVID-Studie mit Erwachsenen?

In einer ersten Phase untersuchten die Forschenden des LIH 270 Erwachsene aus Luxemburg – unter ihnen sowohl Infizierte wie auch ihre Haushaltskontakte. Erste Zwischenergebnisse zu den Erwachsenen stehen zur Verfügung: «Wir sehen einen deutlichen Unterschied im Antikörperprofil und bei den T-Zellen», sagte Prof. Markus Ollert des LIH science.lu im Januar 2021. «Diejenigen die mild-symptomatisch sind, haben mehr Antikörper als die Asymptomatischen. Das hatten wir so nicht erwartet.» Die komplett Asymptomatischen seien also nicht deswegen asymptomatisch, weil sie besonders viele Antikörper gebildet hätten. «Die komplett asymptomatischen Personen hatten eine höhere T-Zell-Antwort», so Ollert. Sie bildeten besonders viele T-Helferzellen, die eine sogenannte Effektor-Funktion haben. Das heisst, sie sind in der Lage, infizierte Zellen zu zerstören und abzutöten.

Das Ziel der Predi-Covid-Studie ist, Faktoren zu finden, anhand derer sich der Krankheitsverlauf vorhersagen liesse. «Man kann aber jetzt schon sagen, dass es bestimmte Biomarker im Blut gibt, die einen weniger schweren Verlauf voraussagen», verrät Ollert erste Erkenntnisse. Genaueres wird man spätestens Ende 2021 wissen. Dann soll die gesamte Studie abgeschlossen sein.“

Abschlussphase der Studie

„Bisher wurden nur einige der langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von COVID-19 in der Predi-COVID-Studie erfasst. Die Hinzufügung eines erweiterten Fragebogens als Teil dieser abschließenden Follow-up-Phase ermöglicht es uns, zusätzliche Informationen zu sammeln, die auf ein breites Spektrum chronischer Anzeichen oder Symptome abzielen, die möglicherweise mit COVID-19 zusammenhängen. Das erhöht den Wert der Studie sowie damit verbundene Forschungsprojekte “, erklärt Dr. Fagherazzi.

"Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse aus der Erwachsenenkohorte glauben wir, dass die Erweiterung von Predi-COVID auf Kinder zusätzliche Erkenntnisse über die Pathophysiologie und Dynamik von COVID-19 in der jüngeren Bevölkerung liefern wird. Dies wiederum wird dabei helfen, relevante Maßnahmen im Gesundheitswesen zu entwickeln, um die am stärksten gefährdeten Kinder optimal zu schützen", so Dr. Carine de Beaufort, Kinderärztin in der Abteilung für pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie am Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL).

"Wir sind der Gesundheitsinspektion des luxemburgischen Gesundheitsministeriums und allen anderen an der Studie beteiligten Partnern sehr dankbar für die ausgezeichnete Zusammenarbeit. Wir glauben, dass die hervorragende Kooperation auch weiterhin dem reibungslosen Ablauf des Projekts und speziell dieser zusätzlichen Phase zugute kommt", fügt Prof. Markus Ollert hinzu, Direktor des Department of Infection and Immunity am LIH und Co-Principal Investigator von Predi-COVID.

Autor:  LIH
Editor: Michèle Weber (FNR)

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