Schützt mich eine einfache Gesichtsmaske vor einer Ansteckung?

Um die Frage zu beantworten, ob einfache Masken wie die chirurgischen Masken, die man vom Zahnarzt kennt oder selbstgenähte effektiv schützen, gibt es immer noch zu wenige Studien. Aber, die, die es gibt, zeigen, dass immer eine gewisse Anzahl von Partikeln oder Viren durch eine Gesichtsmaske hindurchgeht, auch durch Profimodelle. Außerdem schließen die einfachen Modelle nicht luftdicht rund um Nase und Mund ab. Feinste in der Luft schwebende infektiöse Tröpfchen, könnten also auf diesem Weg an der Maske vorbei in den Körper gelangen. Die Experten sehen deshalb zur Zeit keine belastbare Beweislage dafür, dass einfache Gesichtsmasken den Träger schützen. Noch dazu kann das Virus auch über die Augen eindringen. Wenn aber alle oder fast alle Menschen eine Gesichtsmaske tragen, bedeutet dies wiederum einen Schutz für jeden, also auch für den Träger. Siehe nächste Frage.

Warum wird dennoch zunehmend das Tragen von Gesichtsmasken empfohlen?

Ein Mund- und Nasenschutz könnte vor allem sinnvoll sein, um andere vor einer Infektion zu schützen. Selbst eine einfache selbstgemachte Maske hält nämlich den Großteil der kaum sichtbaren Speicheltröpfchen zurück, die man beim Husten aber auch schon beim Sprechen unweigerlich ausstößt. Und das Tückische am Corona-Virus ist ja gerade, dass man oft schon ansteckend ist, bevor man Symptome verspürt. Gesichtsmasken könnten also zusammen mit den anderen Vorsichtsmaßnahmen wie Abstand halten und regelmäßiges Händewaschen dazu beitragen, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. In der jetzigen Situation empfehlen viele Experten, nicht auf wasserdichte Studien zur Wirksamkeit von Gesichtsmasken zu warten. Sie schätzen den möglichen Nutzen höher ein als eventuelle negative Effekte durch das Tragen von Gesichtsmasken.

Welche Gefahren könnte das Tragen von Gesichtsmasken haben?

Es setzt ein Run auf Gesichtsmasken ein.

Das ist laut Aussagen einiger Gesundheitsexperten und Politiker ein wichtiger Grund gewesen, bisher nicht das Tragen von Gesichtsmasken zu empfehlen. In vielen Ländern sind sie in der aktuellen Pandemie knapp und sollten den Menschen vorbehalten bleiben, die sich um Menschen kümmern, die am Corona-Virus erkrankt sind, wie etwa Mitarbeitern von Krankenhäusern und Altenheimen.

Vorspiegeln falscher Sicherheit

Darin sind sich alle Experten einig: Gesichtsmasken sind kein „Wundermittel“ und können nur ein zusätzlicher Baustein sein, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Sie dürfen auf keinen Fall dazu verführen, zu glauben, man könne mit Gesichtsmasken wieder so leben wie vor dem Ausbruch der Pandemie. Auf Maskenpartys sollte man also auf jeden Fall verzichten und weiterhin die wichtigen Vorsichtsmaßnahmen einhalten wie regelmäßiges Händewaschen, in die Armbeuge niesen und husten und vor allem: Abstand halten! Mindestens 2 Meter. Denn so weit fliegen locker potentiell infektiöse Speicheltröpfchen beim Husten aber auch schon beim normalen Sprechen.

Infektionsgefahr durch das Tragen von Gesichtsmasken?

Man hört immer wieder, dass man sich durch das falsche Tragen von Gesichtsmasken selber infizieren könne. Dafür gibt es in den bisherigen Studien keine Hinweise. Dennoch sollte man darauf achten, die Maske nur an den Bändern anzufassen. Denn auf der Maske könnten ja Speicheltröpfchen mit Viruspartikeln kleben und die möchte man nicht auf der Hand haben oder sich ins Gesicht reiben. Also weiterhin nicht ins Gesicht oder an die Maske fassen und sie nicht etwa locker unter dem Kinn tragen und nur Aufsetzen, wenn man in die Tram steigt! Nach dem Absetzen sollte man sich außerdem sofort die Hände waschen.

Kann man Gesichtsmasken recyclen?

Profimasken sind nur für den einmaligen Gebrauch konzipiert. Aber selbstgenähte Masken haben den großen Vorteil, dass sie recycelt werden können. Schon 15 Minuten in der Waschmaschine bei 60 Grad töten das Virus ab, darin sind sich die Experten einig.

Aus welchem Stoff näht man am besten eine Maske?

Eine Studie aus dem Jahr 2013 hat Masken aus Geschirrtüchern, Kopfkissenbezügen, Leinen, Seide, Baumwoll-T-Shirts und sogar Staubsaugerbeutel verglichen. Die Staubsaugerbeutel hielten am besten kleine Partikel ab, dafür konnte man nur schwer durch sie atmen. Man sollte sie nicht zum Selbstbau von Masken verwenden, da sie feine Fasern freisetzen und schädliche Substanzen enthalten können, wie etwa Chemikalien, die Bakterien abtöten. Kaum überraschend ist das Atmen durch Seide und Leinen leichter, dafür lassen diese Stoffe aber auch mehr potentiell infektiöse Speicheltröpfchen durch. Die Studienautoren empfehlen daher, einen Stoff zu wählen, der einerseits dicht genug ist, durch den man aber trotzdem noch gut atmen kann. In ihrer Studie schnitten Masken aus Baumwoll-T-Shirts oder Kopfkissenbezügen am besten ab.

Am Ende des Artikels findest Du eine kleine Anleitung wie Du Dir selber eine Maske aus einem T-Shirt anfertigen kannst.

Sollte man immer eine Gesichtsmaske aufsetzen, wenn man das Haus verlässt?

Wenn man sich nur alleine oder mit Mitgliedern des eigenen Haushalts zu einem Spaziergang an der frischen Luft aufmacht und anderen Menschen nicht näher kommt, ist eine Gesichtsmaske nicht unbedingt nötig. Experten empfehlen sie für Situationen, in denen man keinen Mindestabstand einhalten kann, wie zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Supermarkt.

Wie konsequent werden Masken getragen?

Die bisherigen Studien zeigen: Das konsequente Tragen von Masken lässt nach, sobald das Gefühl der Gefährdung sinkt und je länger der Zeitraum andauert, in dem Masken getragen werden sollen. Eine Herausforderung ist daher sicherlich, immer wieder an das konsequente Einhalten der Vorsichtsmaßnahmen zu erinnern, aber ohne, dass jeder Einzelne zum Hilfssheriff wird. Trotz der Bedrohung durch das Corona-Virus sollten wir einen kühlen Kopf bewahren und uns nicht gegenseitig das Leben schwerer machen als es zur Zeit sowieso schon ist. 

Ein Überblick über die Studienlage

Experten, die die bisher vorliegenden Studien zum potentiellen Infektionsschutz durch das Tragen von Gesichtsmasken durchgearbeitet haben, kommen zu dem Schluss, dass die Beweislage für oder gegen das Maskentragen leider weiterhin dünn ist. Es fehlen immer noch großangelegte, gut geplante Studien, die diese Frage gezielt beantworten.

Zwei Hauptprobleme der bisherigen Studien:

  • In der Regel sind sie nicht während einer Epidemie durchgeführt worden. Daher war die Ansteckungsgefahr meist geringer als heutzutage. Es gab also zu wenige Infektionen, was die statistische Aussagekraft der Studien schwächer macht. Ein überspitzter Vergleich: Man hätte große Schwierigkeiten herauszufinden, ob große Menschen häufiger vom Blitz getroffen werden, als kleine Menschen, da die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden, sehr gering ist.
  • In den Studien war die Gruppe der Maskenträger oft sehr nachlässig, da keine aktuelle Epidemie drohte. Sie vergaßen oft, die Gesichtsmasken zu tragen.

Trotz dieser Probleme kommen die verschiedenen Übersichtsarbeiten, die sich die Einzel-Studien angesehen haben, in der Masken-Frage entweder zu einem Unentschieden oder einer vorsichtigen Einschätzung, dass das Tragen von Gesichtsmasken mit dazu beitragen kann, die Ausbreitung von Viren zu verlangsamen.

Die aktuellste, noch nicht von Fachleuten begutachtete Studie (Peer-Review) zeigt, dass Gesichtsmasken das Austreten von Grippe- und Coronaviren deutlich verringern (Leung 2020). Eine Studie, die selbstgenähte Masken mit kommerziellen Modellen verglichen hat, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Selbstgenähte Masken schneiden schlechter ab, sind aber besser als gar nichts (Davies 2013). Solche Studien legen nahe, dass Gesichtsmasken die Ausbreitung von Viren bremsen können. Aber die Frage, die wirklich zählt, ist: verringert das Tragen von Gesichtsmasken, auch die Häufigkeit von Infektionen? Und dazu ist die Studienlage leider weniger eindeutig. Die aktuellste, noch nicht peer-reviewte Übersichtsarbeit, die Studien zu dieser Fragestellung analysiert hat, folgert dennoch: Zur Eindämmung von Viren, die die Atemwege befallen, ist das Tragen von Gesichtsmasken zu empfehlen (Jefferson 2020). Zu diesem Ergebnis kommt auch ein älterer Cochrane-Review desselben Hauptautors (Jefferson 2011).

Eine kanadische Übersichtsarbeit von 2017 empfiehlt vor allem Handhygiene, aber auch das Tragen von Gesichtsmasken (Saunders-Hastings 2017). Und 2015 kommt eine Auswertung von Studien im renommierten British Medical Journal zu dem Schluss, dass das Tragen von Gesichtsmasken dann etwas bringen kann, wenn möglichst viele Menschen sie konsequent nutzen. (MacIntyre 2015)

Fazit

Es gibt Studien, die darauf schließen lassen, dass an Covid-19-Erkrankte durch das Tragen einer Maske andere schützen. Jedoch sehen die Experten zur Zeit keine belastbare Beweislage dafür, dass Gesichtsmasken den gesunden Träger vor einer Infektion schützen. Wenn jedoch alle eine Maske tragen, profitiert auch jeder Einzelne wiederum von einem gewissen Schutz. Allerdings ersetzen Masken nicht die gängigen Sicherheitsmaßnahmen wie in den Ellbogen niesen und husten, regelmäßiges Händewaschen und wenn möglich 2 Meter Abstand halten. Viele Experten empfehlen jetzt Masken für alle und wollen wegen der akuten Situation nicht auf wasserdichte Studien zur Wirksamkeit von Gesichtsmasken warten. Sie schätzen den möglichen Nutzen höher ein als eventuelle negative Effekte durch das Tragen von Gesichtsmasken. So lange es aber noch nicht ausreichend kommerzielle Masken für jedermann gibt, sollte in der Zwischenzeit auf selbstgenähte Modelle zurückgegriffen werden. Denn eines darf auf keinen Fall passieren: Dass jetzt Masken denen weggekauft werden, die sie am Dringendsten brauchen: Allen, die in direktem Kontakt mit an Covid-19 Erkrankten an vorderster Front stehen.

Autor: Ingo Knopf/scienceRELATIONS
Editoren: Joseph Rodesch (FNR), Michèle Weber (FNR), Jean-Paul Bertemes (FNR)

Hier eine Anleitung wie Du Dir aus einem T-Shirt eine Maske herstellen kannst:

Infobox

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