Coronavirus

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Coronaviren wurden erstmals Mitte der 1960er Jahre identifiziert. Die Struktur ihrer äußeren Hülle erinnert an eine Krone („Corona“).

Das Coronavirus ist auf dem Vormarsch. Viele Menschen sorgen sich. Es ist in dieser Situation sehr wichtig, dass die Öffentlichkeit sich ausreichend informiert und korrekt informiert wird. Dazu wollen wir beitragen – mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Fakten, auf den aktuellsten Stand gebracht (2. März 2020). Wir betonen, dass einige Informationen in diesem Artikel riskieren, bald veraltet zu sein. Forscher und Behörden arbeiten weltweit zusammen, um täglich neue Erkenntnisse zu Tage zu bringen. Deshalb empfehlen wir (am Ende des Artikels) ein paar zuverlässige Quellen, um die Situation weiter verfolgen zu können (siehe Infobox). Auch wir werden versuchen, bei Bedarf weiter über das Thema zu informieren. 

Was ist das Coronavirus und was Covid-19?

Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome-Coronavirus-2) verursacht die Krankheit Covid-19 (Corona virus disease 2019). Covid-19 ist in erster Linie eine Erkrankung der Atemwege (eine „respiratorische Erkrankung“), die unterschiedlich schwer verlaufen kann. Die überwiegende Mehrheit der Patienten erholt sich wieder, die Krankheit kann in manchen Fällen aber auch tödlich sein.

Der zunächst örtlich-regionale Ausbruch von Covid-19 im chinesischen Wuhan hat sich im Laufe des Februars 2020 auf zahlreiche Länder weltweit ausgedehnt. Die Infektion ist mittlerweile auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis präsent. Und auch in Luxemburg gibt es jetzt den ersten bestätigten Fall von Coronavirus – es handelt sich um einen Mann der sich vor kurzem in Italien aufgehalten hat. Ihm geht es den Berichten zufolge aber gut. 

Wie weit sich das Virus ausbreiten wird, ist zur Zeit noch ungewiss. Das European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) schätzt das Risiko aktuell so ein (Stand 2. März 2020): „Obwohl dies eine neue und hoch ansteckende Krankheit ist, können Ausbrüche mit geeigneten Maßnahmen behandelt werden, und die überwiegende Mehrheit der infizierten Menschen wird sich erholen.“

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit einer Pandemie von Covid-19?

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Krankheitsgeschehen noch eingedämmt werden kann, nimmt Ende Februar 2020 deutlich ab. Hinweis darauf sind gehäufte Krankheitsfälle, die zunächst unerkannt geblieben sind (Italien, Iran) oder keine offensichtliche Verbindung nach China aufweisen. Am 24. Februar spricht die WHO zwar noch nicht von einer Pandemie (länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Infektionskrankheit), sieht in Covid-19 aber das Potenzial für eine Pandemie.

„„Eine Pandemie liegt dann vor, wenn zwei oder mehr Kontinente betroffen sind. Und wenn der Erreger dorthin nicht nur eingeschleppt wurde, sondern sich auch direkt ausbreiten kann. Diese Kriterien sind bereits erfüllt. Die WHO hat zudem den globalen Gesundheitsnotfall ausgerufen, das heißt alle Staaten sind aufgerufen, rechtzeitig die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und auch besonders betroffene Staaten zu unterstützen“, sagte Timo Ulrichs, Professor für globale Gesundheit an der Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin, dem Science Media Center Germany am 26. Februar. 

Nach Einschätzungen des Virologen Prof. Dr. Christian Drosten (ZDF, Maybritt Illner, 27.02.2020) ist eine Pandemie nicht mehr abzuwenden. Allerdings kann eine Epidemie auch relativ harmlos sein, wie der Infektionsforscher Prof. Dr. Luka Cicin-Sain von Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung feststellt. Als Beispiel nennt Cicin-Sain die Influenza aus 2009, die sogenannte Schweinegrippe. Sie war eine Pandemie, mit relativ mildem Infektionsverlauf.

Wie gefährlich ist das Coronavirus?

Die Frage nach der Gefährlichkeit eines Krankheitserregers kann oft erst nach langwierigen Untersuchungen und epidemiologischen Studien zufriedenstellend beantwortet werden. Die aktuelle Datenlage zu SARS-CoV-2 ist derart vorläufig, dass die Wissenschaft und auch staatliche Stellen sich Ende Februar 2020 immer noch sehr zurückhaltend äußern.

Zum allgemeinen Verständnis der Gefährlichkeit: Es werden drei Begriffe regelmäßig verwendet, die leicht verwechselt werden können und zugleich sehr unterschiedliche Aspekte beschreiben.

  • Morbidität ist eine Kenngröße der Epidemiologie, die die Zahl der Infizierten im Verhältnis zur Grundgesamtheit der betrachteten Bevölkerungsgruppe setzt. Abgebildet wird dadurch beispielsweise, wie viel Prozent aller US-Amerikaner oder aller Luxemburger an einer bestimmten Krankheit leiden.
  • Der häufig eingesetzte Begriff der Mortalität beschreibt den Anteil verstorbener Patienten an der Gesamtheit der betrachteten Bevölkerungsgruppe (z.B. „alle Luxemburger“).
  • Die Sterblichkeitsrate oder Letalität beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der eine infizierte Person an dieser Infektion verstirbt. Die Bezugsgröße ist hier also die Gesamtheit aller Erkrankten.

Bezogen auf bekannte Infektionserkrankungen wie eine Virus-Influenza oder Ebola können sich vergleichbare Mortalitäten aus sehr unterschiedlichen Morbiditäten und Letalitäten ergeben.

Bezogen auf den Erreger SARS-Cov-2 finden sich zu den Aspekten der Gefährlichkeit aktuell folgende Informationen:

Wie verbreitet sich das Virus?

Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch und – wie bei anderen Coronaviren auch – vermutlich in erster Linie über Sekrete des Respirationstraktes (Atemtraktes): Erkrankte verteilen beim Niesen oder Husten feine Tröpfchen, die das Virus enthalten, oder übertragen Nasen- und Rachensekrete über die Hände. SARS-CoV-2 wurde auch in Stuhlproben einiger Betroffener gefunden. Ob es auch fäkal-oral verbreitet werden kann, ist noch nicht abschließend geklärt. (Stand: 24.02.2020)

SARS-CoV-2 vermehrt sich in der Lunge und im Unterschied zum SARS-Erreger von 2002/2003 vor allem auch im Rachenraum (Prof. Dr. Christian Drosten, Charite, auf SMC Pressegespräch, 13.02.2020). Von dort können die Erreger schneller durch Niesen, Husten oder Schnäuzen aus dem Körper freigesetzt werden, als wenn sie vornehmlich in der Lunge vorkommen. SARS-CoV-2 kann dementsprechend leicht auf Oberflächen gelangen und von dort per Schmierinfektion über die Hände an Schleimhäute geraten und andere Personen infizieren.

SARS-CoV-2 verbindet sich wie SARS mit dem menschlichen ACE2-Rezeptor, der sich (unter anderem) im Gewebe der Lunge findet. Die Verbindung ist allerdings schwächer als beim SARS-Erreger, was eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung potenziell erschweren würde. Das kann sich allerdings durch weitere Anpassung des Virus noch ändern (SMC, 28.01.2020). 

Wie ansteckend ist das Virus?

Aktuell kann die Ansteckungsgefahr, die von SARS-CoV-2 ausgeht, nicht zuverlässig bestimmt werden, da insbesondere die offiziell publizierten Zahlen bezüglich der Zahl der weltweit infizierten Personen mit Skepsis betrachtet werden müssen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Zahl der dokumentierten Covid-19-Erkrankungen deutlich unterhalb der tatsächlichen Zahl der Covid-19-Erkrankungen liegt. So geht die Frankfurter Virologin Prof. Dr. Sandra Ciesek (Universitätsklinikum Frankfurt) von einer hohen Dunkelziffer aus: Ciesek vermutet, dass bis zu 80 Prozent aller Erkrankungen „asymptomatisch“ verlaufen. Das heißt, dass die Infektion so mild verläuft, dass Infizierte nur sehr leichte oder gar keine Symptome bemerken würden – und deshalb gar nicht auf das Coronavirus getestet werden (Pressekonferenz des Gesundheitsamts Frankfurt und des Universitätsklinikums Frankfurt am 28.2.2020).

Das Maß der Übertragungsfähigkeit eines Erregers wird als Kontagiosität bezeichnet. Eine wichtige Kennzahl für diese Übertragungsfähigkeit ist der sogenannte R0-Wert („R-Null-Wert”), der die Basisreproduktionsrate beschreibt. Der R0-Wert gibt an, wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt.

Die geschätzten Werte für die Übertragungsrate bei SARS-CoV-2 gehen derzeit noch stark auseinander. Chinesische Behörden geben einen R0-Wert zwischen 1,5 und 3,5 an (ähnlich wie SARS, niedriger als MERS) (Imai N et al. (2020): Report 3: Transmissibility of 2019-nCoV. WHO Collaborating Centre for Infectious Disease Modelling, MRC Centre for Global Infectious Disease Analysis, J-IDEA, Imperial College London, UK). 

Andere Schätzungen gehen von höheren Werten zwischen 3,6 und 4,0 aus, also höher als bei SARS und MERS (Read JM et al. (2020): Novel coronavirus 2019-nCoV: early estimation of epidemiological parameters and epidemic predictions. medrxiv. DOI: 10.1101/2020.01.23.20018549v1), beziehungsweise zwischen 3,3 und 5,7 (Zhao S et al. (2020): Preliminary estimation of the basic reproduction number of novel coronavirus(2019-nCoV)in China, from 2019 to 2020: A data-driven analysis in the early phase of the outbreak. bioRxiv. DOI: 10.1101/2020.01.23.916395v1).

Wie lange ist ein Infizierter ansteckend?

Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Inkubationszeit bis zu 14 Tage beträgt (Stand: 24.01.2020). Die Inkubationszeit ist die Zeit, die zwischen der Infektion mit einem Krankheitserreger und dem Auftreten der ersten Symptome vergeht. Andere Veröffentlichungen deuten auf eine kürzere Inkubationszeit von nur etwa fünf Tagen hin (Qun Li et al. Early Transmission Dynamics in Wuhan, China, of Novel Coronavirus–Infected Pneumonia, The New England Journal of Medicine).

Wie viele Infizierte sterben an der Virus-Erkrankung?

Stand 2. März 2020, 09.00 Uhr, sind weltweit etwas mehr als 89.000 Menschen als infiziert gemeldet. Davon sind an der Infektion etwa 3.000 Menschen verstorben. Vollständig genesen und damit immunisiert sind aktuell ca. 45.000 Personen (Website des Johns Hopkins CSSE).

Aus diesen Zahlen ergibt sich eine durchschnittliche globale Letalität von etwa 3,3% für SARS-CoV-2. Die Zahlen schwanken aber derzeit von Land zu Land und von Region zu Region selbst innerhalb Chinas stark. Viele Experten und Quellen berichten seit einigen Wochen von einer Letalität im Bereich von 2%. Die Differenz zwischen den höheren, aktuellen Zahlen und der Einschätzung der Experten hat einen Hauptgrund: Mit Sicherheit erscheinen zahlreiche milde Covid-19-Krankheitsverläufe derzeit nicht in den Statistiken: Menschen mit einem milden oder gar asymptomatischen (ohne Symptome) Covid-19-Krankheitsverlauf werden nicht als Erkrankte registriert, weil sie sich „nur“ erkältet fühlen und keinen Arzt aufsuchen. Covid-19 verläuft laut aktuellen Zahlen aus China bei 80 von 100 Leuten milde.  

Außerdem: Die häufigste Berechnungsart („Verstorbene unter Infizierten“) unterschätzt in einem akuten Ausbruch möglicherweise die Letalität, da unter den Infizierten noch Patienten sind, bei denen zu Beginn der Epidemie noch nicht klar ist, ob sie sich erholen werden oder trotz medizinischer Behandlung versterben werden (Fact Sheet SMC, 26.2.2020) .

Erste später, wenn der Krankheitsausbruch abgeklungen ist, werden Statistiker Zahlen ermitteln, die diese Unsicherheiten berücksichtigen – und annähernd genau sind. Trotzdem herrscht jetzt schon Einigkeit unter den Experten, dass das Coronavirus von 2019 als deutlich letaler einzustufen ist, als die bekannte, jährlich auftretende Virus-Influenza.

Todesfälle traten bisher vor allem bei Patienten auf, die älter als 50 Jahre waren und/oder zuvor an chronischen Grunderkrankungen litten. Die höchste Mortalitätsrate (14,8%) zeigen Menschen ab einem Alter von 80 Jahren (Aufruf am 2.2.2020)

Weitere Faktoren, die sich auf die Letalität eines Erregers auswirken können sind beispielsweise der Zustand des betroffenen Gesundheitssystems (Ausstattung, Überlastung), sozio-ökonomische Faktoren, und natürlich: Veränderung des Virus.  Bisher konnten Experten bei der Analyse von 124 SARS-CoV-2 Genomen aus 19 Ländern keine Hinweise auf wesentliche Mutationen im Erbgut finden, die die Infektiösität oder Letalität des Virus betreffen (SMC Fact Sheet, 26.2.2020)

Sind Überlebende der Infektion nach ihrer Genesung immun gegen das Virus?

Nach überstandener Covid-19-Erkrankung sind Betroffene immun gegen den Erreger (Science Media Center, 28.01.2020). In Asien wurden allerdings erste Fälle von Patienten berichtet, die nach Entlassung aus dem Krankenhaus erneut positiv für SARS-CoV-2 getestet wurden. Experten zufolge könnte es dafür mehrere Gründe geben: Patienten, die im Verlauf ihrer Covid-19 Erkrankung nicht genug Antikörper bilden um immun gegen SARS-CoV-2 zu werden, können neu infiziert werden; SARS-CoV-2 könnte in zwei Phasen Symptome hervorrufen und zwischendurch im Körper des Patienten „ruhen“; einige der Fälle von Re-Infizierungen in China konnten auf Unstimmigkeiten zwischen Tests zurückgeführt werden.

Fazit: Wie gefährlich ist das Virus denn nun?

Angaben zur Morbidität und Mortalität erscheinen derzeit (Ende Februar 2020) wenig sinnvoll, weil sich die Fallzahlen stündlich verändern und in vielen Ländern in den letzten Tagen des Februar 2020 erstmalig Infektionen registriert wurden. Deutliche Anstiege in der Zahl dokumentierter Infektionen und Todesfälle sind für alle europäischen Länder sehr wahrscheinlich.

Eine erste Auswertung der chinesischen Gesundheitsbehörden deutet darauf hin, dass sich das Risiko, an dem Coronavirus zu sterben, deutlich unterscheidet – je nach Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen (WDR, Quarks, 27.02.2020). Für die Analyse wurden Daten von 44.000 nachgewiesenen Corona-Infizierten aus China ausgewertet. Das Fazit: Für junge Menschen ist das Risiko sehr gering (0,2 Prozent, also 2 Verstorbene auf 1.000 Infizierte). Ab einem Alter von 50 steigt das Risiko, an der Infektion zu sterben, deutlich an – auf etwa 1,3 Prozent. Am stärksten gefährdet sind Menschen ab 80 – 14,8 Prozent der Infizierten starben (China CDC Weekly, 2020). Inwieweit sich diese Zahlen auf Europa übertragen lassen können, ist fraglich. Trotzdem liefern diese Auswertungen einen ersten Ansatz bezüglich der Risikoverteilung über die Altersstruktur.

Wie gefährlich ist das Coronavirus im Vergleich mit anderen Viren?

Die Schweinegrippe von 2009 (H1N1-Pandemie) hatte eine geschätzte Letalität von 1 Verstorbenen auf 10.000 Infizierten, also 0,01 Prozent. In Deutschland erkrankten 226.000 Menschen an Schweinegrippe, von denen 258 starben. Bei den jährlichen Influenzawellen schätzt man eine Letalität von 1 bis 2 Verstorbenen auf 1.000 Infizierte, also 0,1 bis 0,2 Prozent. Allerdings gab es zum Beispiel 1957 die sogenannte Asiengrippe, bei der Experten davon ausgehen, dass deren Letalität bei bis zu 5 Verstorbenen pro 1.000 Infizierten lag, also bei 0,5 Prozent (SMC Fact Sheet 26.02.2020).

Auf einer Pressekonferenz der Weltgesundheitsorganisation WHO nannte Bruce Aylward, der Leiter einer internationalen Joint Mission, die eine Woche China bereist hat, eine mögliche Letalität in Chinas Regionen – ohne das Epizentrum Hubei – von 0,7 Prozent, das wären 7 Verstorbene pro 1.000 Infizierte. Inwieweit diese Letalität auch für europäische Länder relevant wird, kann derzeit niemand seriös beantworten (SMC Fact Sheet 26.02.2020)
.

„Offenbar verhält sich der SARS-CoV-2 anders als der Influenza-Erreger, ist insgesamt weniger ansteckend, kann aber bei bestimmten sensiblen Bevölkerungsgruppen zu schweren Erkrankungen führen“, so ein Fact Sheet des Science Media Center vom 26.02.2020.

Krankheitserreger wie das Ebola-Virus weisen Letalitäten von über 50% auf. Der Erreger der SARS-Pandemie von 2002/2003 wies eine durchschnittliche Letalität von knapp 10% auf.

Das Coronavirus SARS-CoV-2 hat sich auf alle Kontinente außer der Antarktis ausgebreitet – bringt Eindämmung jetzt noch etwas?

Eindämmungsstrategien wie sie zur Zeit aus Wuhan oder auch Norditalien bekannt sind, gelten als wirksame Maßnahmen zur Unterbrechung der Infektionsketten in frühen Stadien der Infektionsausbreitung. Die derzeitige Entwicklung bei der internationalen Ausbreitung des SARS-CoV-2 deutet zwar darauf hin, dass eine Epidemie und auch eine Pandemie nicht mehr abgewendet werden können. Weitere Isolations- und Quarantänemaßnahmen sind aber trotzdem sinnvoll, um die Ausbreitung zu verlangsamen und somit die medizinischen Versorgungssysteme zu entlasten und Ausbreitungs-Peaks zu reduzieren: Gesundheitssysteme werden stärker belastet, wenn viele Menschen in kurzer Zeit erkranken. Die Situation ist hingegen besser handhabbar, wenn sich die Zahl der Erkrankungen über einen längeren Zeitraum erstreckt: Arztpraxen sind weniger voll; das Gesundheitspersonal ist weniger stark belastet. In diesem Fall ist auch mit einer geringeren Gesamtzahl an Erkrankten zu rechnen.

 

Wie kann man sich vorbereiten? Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Schutzmassnahmen

 

Was sind die Symptome?

Die Symptome bei einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 variieren von mittelschweren bis schweren Atemwegserkrankungen mit Fieber, Husten und Atembeschwerden. Bei schweren oder kritischen, also lebensbedrohlichen Verläufen treten Atemprobleme und Lungenentzündungen auf. Laut chinesischen Fallzahlen zeigen etwa 6% der Patienten einen schweren, 14% einen kritischen, also lebensbedrohlichen Verlauf von Covid-19. Es gibt auch Menschen, die infiziert sind und keine oder nur sehr milde Symptome zeigen, wie etwas bei einer harmlosen Erkältung. Das erschwert natürlich lokale Überwachungs- und Eindämmungsmaßnahmen.

Was tun, wenn ein Verdacht auf eine Infektion besteht?

Bei einem Verdacht auf eine Infektion mit dem Erreger SARS-CoV-2 sollte zunächst vermieden werden, andere Personen zu infizieren. Umfassende Hygienemaßnahmen sind zu befolgen (s.u.). Bevor ein Arztbesuch in Betracht gezogen wird, sollten jedoch telefonische Services in Anspruch genommen werden. In Luxemburg sollen Patienten mit Verdachtssymptomen innerhalb der Bürozeiten die Inspection sanitaire des Gesundheitsministeriums anrufen (+352 247 85650), ansonsten den Notruf 112.

Update 04.03.2020: Es gibt jetzt auch eine Hotline: 8002 8080

Wie wird das Virus diagnostiziert?

Wird eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) verdächtigt, empfiehlt das Robert-Koch-Institut möglichst Proben parallel aus den oberen und den tiefen Atemwegen zu entnehmen. Der Nachweis erfolgt in speziellen Laboren mit Hilfe der RT-PCR-Methode (Reverse Transcriptase Polymerase Chain Reaction). Mit diesem Verfahren können gezielt Erbinformationen nachgewiesen werden, die sich in der Viren-RNA befinden.

In Luxemburg ist das Laboratoire nationale de santé von der Weltgesundheitsorganisation WHO für die Diagnose von SARS-CoV-2 zugelassen.

Wie verläuft die Covid-19 Krankheit?

Nicht alle Erkrankungen nach Infektion mit SARS-CoV-2 verlaufen schwer. Bei den in Deutschland bekannt gewordenen Fällen standen bisher meist Erkältungssymptome im Vordergrund: überwiegend sehr milde, vollkommen harmlose Symptome, wie der Virologe Prof. Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité feststellt (ZDF-Morgenmagazin, 24.2.20). Problematische Verläufe treten auch in Europa in erster Linie bei älteren Menschen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem auf.

Welche Medikamente helfen bei Covid-19?

Eine spezifische, d.h. gegen das neuartige Coronavirus selbst gerichtete Therapie steht derzeit nicht zur Verfügung. Im Zentrum der Behandlung von Covid-19 stehen deshalb unterstützende Maßnahmen entsprechend der Schwere des Krankheitsbildes (z.B. Sauerstoffgabe, Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes, ggf. Antibiotikagabe zur Behandlung von Covid-19 begleitenden bakteriellen Infektionen) sowie die Behandlung von Grunderkrankungen. So sollen Erkrankte gestärkt werden, damit ihr Körper mit Covid-19 besser zurechtkommt. (Stand: 04.02.2020)

Wie kann man sich und andere schützen?

Hygiene: Wie bei Influenza und anderen akuten Atemwegsinfektionen schützen Husten- und Nies-Etikette, gute Händehygiene sowie Abstand zu Erkrankten (ca. 2 Meter) auch vor einer Übertragung des neuen Coronavirus. Diese Maßnahmen sind auch in Anbetracht der Grippewelle überall und jederzeit angeraten. (Stand: 24.02.2020)

Das bedeutet, dass Menschen nicht in die Hände sondern in die Armbeuge oder in ein Einwegtaschentuch husten oder niesen sollten. Benutzte Einwegtaschentücher sollten so schnell wie möglich entsorgt werden. Regelmäßiges Händewaschen von mindestens 20 Sekunden Dauer und unter Verwendung von Seife ist dringend angeraten.

Weitere schützende Gewohnheiten, die es sich lohnt zu entwickeln: Fahrstuhlknöpfen mit Knöchel statt Fingerspitze drücken, Händeschütteln und Küssen zur Begrüßung/Verabschiedung vermeiden, ebenso wie Berühren von Augen, Nase, Mund mit ungewaschenen Händen.

Zudem empfiehlt das luxemburgische Gesundheitsministerium, dass man zu Hause bleibt, wenn man krank ist.  

Mundschutz: Wenn eine an einer akuten respiratorischen Infektion (Infektion der Atemwege) erkrankte Person sich im öffentlichen Raum bewegen muss, kann das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (z.B. eines chirurgischen Mundschutzes) durch diese Person sinnvoll sein, um das Risiko einer Ansteckung anderer Personen durch Tröpfchen, welche beim Husten oder Niesen entstehen, zu verringern (Fremdschutz). Für die optimale Wirksamkeit ist es wichtig, dass der Mund-Nasen-Schutz korrekt sitzt (d.h. eng anliegend getragen wird), bei Durchfeuchtung gewechselt wird, und dass während des Tragens keine (auch keine unbewussten) Manipulationen daran vorgenommen werden.

Es gibt jedoch keine hinreichende Evidenz dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, signifikant verringert. Nach Angaben der WHO kann das Tragen einer Maske in Situationen, in denen dies nicht empfohlen ist, ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen, durch das zentrale Hygienemaßnamen wie eine gute Händehygiene vernachlässigt werden können.

Davon unbenommen sind die Empfehlungen zum Tragen von Atemschutzmasken durch das medizinische Personal im Sinne des Arbeitsschutzes (Stand 19.02.2020).

Schulschließungen, Absage von Veranstaltungen im Fall einer Grippepandemie: Schulschließungen und das Absagen von Veranstaltungen verfolgen das Ziel, Menschen auf Abstand zu halten, Virusübertragungen zu verhindern und die Dynamik einer Pandemie abzuschwächen. Daten darüber stammen fast ausschließlich von der Grippe-Pandemie 1918, bei der Verbote von Massenveranstaltungen und Schulschließungen häufig eingesetzt wurden. Obwohl die Daten von 1918 einen gewissen Effekt dieser Maßnahmen suggerieren, ist es zweifelhaft, ob sie auf die heutige Situation übertragen werden können.

Es gibt Daten und Modellierungen, denen zufolge frühzeitige, flächendeckende Schulschließungen gegebenenfalls die Ausbreitung einer Grippewelle verlangsamen könnten. Diese so genannten proaktiven Schulschließungen könnten dann erwogen werden, wenn eine Pandemie sehr schwer verläuft und die Übertragungsrate bei Kindern viel höher ist als bei Erwachsenen. Allerdings ist die Abwägung dieser Maßnahme besonders schwierig: Problematisch wären etwa das Timing (zu welchem Zeitpunkt und für welche Dauer die Schulen geschlossen werden sollen) und die Betreuung der Kinder, die einen Arbeitsausfall der Eltern (auch im Gesundheitssektor) nach sich ziehen könnte.

Während der Schweinegrippe-Pandemie 2009 wurden Schulen nur geschlossen, wenn aufgrund von Erkrankungen von Lehrpersonal oder großen Anteilen der Schüler ein geregelter Schulbetrieb nicht mehr aufrechterhalten werden konnte (reaktive Schulschließung), nicht, um die Verbreitung des Virus zu bremsen.

Wie gut sind Europas Gesundheitssysteme auf eine Pandemie vorbereitet?

Auslastung der der Gesundheitssysteme in der EU / und in Großbritannien durch Covid-19 während der Influenza-Hochsaison: Das Risiko einer Überlastung der Gesundheitssysteme in der EU und im Vereinigten Königreich (UK) durch Covid-19 in der Influenza-Hochsaison gilt als gering bis mäßig. Die Einschätzung basiert darauf, dass die Anzahl der gemeldeten Covid-19-Fälle in der EU und in UK Ende Februar 2020 weiterhin relativ gering ist. Die Wahrscheinlichkeit einer weit verbreiteten Infektion während des Höhepunkts der Influenza-Saison 2019–2020 gilt als gering. Zwar ist die Influenza weiterhin verbreitet, jedoch haben einige Länder möglicherweise bereits die Spitzenzeit einer hohen Influenza-Verbreitung überschritten.

Wenn hingegen ein deutlicher Anstieg der Covid-19-Fälle mit einer hohen Influenza-Aktivität zusammenfallen würde, wären die potenziellen Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme moderat bis hoch. Die erhöhte Anzahl von Fällen würde zusätzliche Ressourcen für Tests, Fallmanagement, Überwachung und Kontaktverfolgung erfordern. Eine verstärkte Übertragung könnte zu einem weiteren Druck auf die Gesundheitssysteme führen. Diese Situation würde sich verschärfen, wenn eine beträchtliche Anzahl von Beschäftigten im Gesundheitswesen infiziert wird (Stand 27.2.20).

Man kann davon ausgehen, dass dies auch für Luxemburg zutrifft.

Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie sind deshalb jetzt von großer Bedeutung. Sollte das Virus sich in der Bevöllerung weiter etablieren und weit verbreiten, sind derzeitige Eindämmungsmaßnahmen möglicherweise kein effizienter Ressourceneinsatz mehr. In diesem Fall sollten laut ECDC koordinierte Maßnahmen ergriffen werden, um die Gesundheitssystem in der EU und Großbrittanien zu entlasten und somit die Gesundheit aller Bürger und vor allem der am meisten gefährdetetn Bevölkerungsgruppen zu schützen.

Mehr Informationen zum Coronavirus auf science.lu finden Sie hier

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Was sind Viren?

Viren bestehen aus einem oder mehreren Molekülen DNA oder RNA und sind manchmal von einer Eiweißhülle umgeben. Die DNA- oder RNA-Moleküle enthalten die Informationen zur Vermehrung der Viren. Im neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 sind RNA-Moleküle Träger der Erbinformation (“RNA-Viren”). Anders als Bakterien bilden Viren weder biologische Zellen, noch haben sie einen eigenen Stoffwechsel, ein eigenes Energiesystem oder die Möglichkeit zur Proteinsynthese. Für Stoffwechsel, Energiegewinnung oder Proteinsynthese sind sie auf Lebewesen (Wirte) angewiesen, die sie infizieren. Viren sind deshalb streng genommen keine Lebewesen. Mehr Infos hier.

Was sind RNA-Viren?

RNA-Viren haben eine höhere Mutationsrate als DNA-Viren. Bei der Vervielfältigung von DNA-Molekülen kommen Reparatursysteme zum Einsatz. Sie korrigieren etwaige Fehler, die beim Vervielfältigen der DNA aufgetreten sind. Solche Reparatursysteme gibt es bei der Vervielfältigung von RNA nicht. Fehler werden als Mutationen „mitgeschleppt“. RNA-Viren verändern sich deshalb in der Regel schnell. Mehr Infos hier.

Was sind Coronaviren?

Coronaviren wurden erstmals Mitte der 1960er Jahre identifiziert. Die Struktur ihrer äußeren Hülle erinnert an eine Krone („Corona“). Coronaviren können sowohl Menschen als auch verschiedene Tiere infizieren, darunter Vögel und Säugetiere. Zwar haben sich nur wenige Coronaviren dem Menschen angepasst – wenn dieses passiert ist, dann jedoch mit großem Erfolg: Coronaviren verursachen ein Drittel der typischen, eher harmlosen Erkältungskrankheiten aber auch potenziell tödlich verlaufende Krankheiten wie das Middle East Respiratory Syndrome (MERS) oder das Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS). In der Vergangenheit waren schwere, durch Coronaviren verursachte Krankheiten wie SARS oder MERS zwar weniger leicht übertragbar als Influenza, aber sie haben dennoch zu großen Ausbrüchen geführt. Mehr Infos auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts und des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung.
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Usprung des SARS-CoV-2 Virus

Die genaue Herkunft des Virus SARS-CoV-2 ist noch unbekannt (Stand Ende Februar 2020). Wahrscheinlich ist eine „Single-Point-Übertragung“ von einem Tier zu einem Menschen mit anschließender Mensch-zu-Mensch-Übertragung (SMC, 28.01.2020).

Das chinesische Gesundheitsamt hat SARS-CoV-2 in 33 von 585 der auf dem Huanan Seafood Market in Wuhan gesammelten Proben nachweisen können (Yan L (2020): China detects large quantity of novel coronavirus at Wuhan seafood market. ecns.cn. (27.01.2020)). Allerdings weist der bislang als Erstinfizierter geltende Fall (Symptombeginn 1. Dezember 2019) keinerlei Verbindung zum Markt auf, weswegen sich Fragen nach einem womöglich früheren Beginn der Epidemie stellen (Huang C et al. (2020): Clinical features of patients infected with 2019 novel coronavirus in Wuhan, China. The Lancet).

Epidemie und Pandemie

Unter einer Epidemie versteht man eine zeitlich und örtlich begrenzte (regionale), besonders stark auftretende Infektionskrankheit. Eine Pandemie ist eine Seuche, die sich weit verbreitet und ganze Länder, Landstriche oder gar Kontinente erfasst. Quelle : Bundesärztekammer.

Autoren: Hannes Schlender & Dirk Hans (scienceRELATIONS)
Redaktion: Michèle Weber & Jean-Paul Bertemes (FNR)

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Zuverlässige Quellen für Informationen zu SARS-CoV-2 und Covid-19

Als Referenzadressen für zuverlässige Informationen empfehlen wir folgende Institutionen:

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