Omega-3 Fette kommen in Fischölen und pflanzlichen Fetten vor und gelten als gesund da entzündungshemmend – reduzieren sie das Risiko chronischer Erkrankungen?

Wie würden Sie antworten :
a) Sie reduzieren das Risiko an Herz-Kreislauferkrankungen
b) Sie haben meist keinen messbaren Einfluss
c) Die Aufnahme von gesättigten Fetten ist alleine entscheidend

Ungesättigte, trans- und gesättigte Fette – the good, the bad, the ugly ?

Früher wurden Fette generell verteufelt. Aufgrund der hohen Kalorienzahl – über zweimal mehr als Proteine oder Kohlenhydrate - galten sie als Dickmacher. Die Industrie sprang mit ihren neuen light-Produkten gerne auf diesen Zug.

Heute sieht man das Bild differenzierter – es gibt zu viele verschiedene Arten von Fetten mit darin enthaltenen Fettsäuren. Die bekanntesten sind wohl die gesättigten Fettsäuren – z.B. Palmitin-oder Stearinsäure – Hauptbestandteil von Fetten in Milch- und Fleischprodukten.

Daneben gibt es ungesättigte, d.h. solche, in denen noch Wasserstoff eingelagert werden kann – ein gutes Beispiel ist die Ölsäure im Olivenöl, aber auch die lebensnotwendige Linol-und – Linolensäure.

Schließlich die trans-Fettäuren, die bei Erhitzungsprozessen aus ungesättigten Fetten durch Umlagerung entstehen können, und in Knabbergebäck oder Fritöseölen enthalten sein können. Ein komplexes Bild.

Fette und Gesundheit

Da gesättigte Fette oft von tierischen Produkten stammen, die auch noch cholesterolhaltig sind, gelten sie als ungesund. Ungesättigte, insbesondere die omega-3 Fettsäuren (das omega weist auf die ungesättigte Position im Molekül hin), z.B. in Fischölen und einigen Pflanzenölen enthalten, gelten als entzündungshemmend und gesund. Außerdem halten sie die Zellmembranen geschmeidiger.

Trans-Fette dagegen stehen im Ruf, Herzkreislauferkrankungen zu verursachen. Aber stimmt das alles so? Dieser Frage gingen Forscher in Meta-Studien nach, die viele Einzelstudien zusammen interpretieren.

Ergebnis: Die Studien belegten keinen klaren Zusammenhang zwischen gesättigten Fetten und Herz-Kreislauferkrankungen – aber auch keine deutlichen positiven Effekte von omega-3 Fettsäuren hinsichtlich Herzkreislauferkrankungen oder Gesamtsterblichkeit. Nur für trans-Fette zeichnet sich ein deutlich negatives Bild ab.

Freispruch für Fette ?

Fest steht – das durchweg schlechte Image haben sie nicht verdient. Zu viel und somit zuviele Kalorien gilt es sicher zu vermeiden, ebenso wie Transfette – obwohl die Industrie für Backwaren und Knabbergebäcke hier schon einiges zum guten umgestellt hat. Und auch wenn omega-3 Fette in Fischölen alleine vielleicht nicht helfen, so sind andere Inhaltsstoffe im Fisch – Jod, Vitamin D, sicherlich wertvolle Bestandteile. Gleiches gilt für einige Pflanzenfette wie kaltgepresstes Olivenöl (reich an cholesterinsenkenden Phytosterolen) und Nussöle (reich an essentiellen Fettsäuren). 

Außerdem: viele wichtige Vitamine (A, D, E, K) und andere als gesund geltende Inhaltsstoffe (z.B. Karotenoide) werden nur zusammen mit Fett aufgenommen. Also: Bloß kein fettfreies Salat-Dressing !

Die richtige Antwort lautet also: a) Sie haben meist keinen messbaren Einfluss

Zur Person

Der Autor Torsten Bohn ist Ernährungsforscher am Luxembourg Institute of Health (LIH). Er forscht an der Bioverfügbarkeit von Mikronährstoffen und deren Einfluss auf die Gesundheit. Zudem unterrichtet er als Adjunct Associate Professor an der Universität Luxemburg und ist Chefredakteur des “International Journal for Vitamin and Nutrition Research”. Torsten Bohn, aufgewachsen in Troisdorf bei Bonn, kam nach den Stationen Frankfurt am Main, ETH Zürich und Ohio State University, im Jahr 2007 nach Luxemburg zum damaligen CRP-Gabriel Lippmann. Seit 2016 arbeitet er nun beim LIH und kann auch in seiner Freizeit auf sein Ernährungsknowhow zurückgreifen: Torsten Bohn ist leidenschaftlicher Triathlet und Läufer.

In den kommenden Wochen wird science.lu jeden Dienstag ein neues Quiz von Torsten Bohn veröffentlichen.

Autor: Torsten Bohn (LIH)
Redakteur: Jean-Paul Bertemes
Literatur: 
Siri-Tarino PW, Sun Q, Hu FB, Krauss RM. Meta-analysis of prospective cohort studies evaluating the association of saturated fat with cardiovascular disease. Am J Clin Nutr. 2010 Mar;91(3):535-46.

Hooper L, Thompson RL, Harrison RA, Summerbell CD, Ness AR, Moore HJ, Worthington HV, Durrington PN, Higgins JP, Capps NE, Riemersma RA, Ebrahim SB, Davey Smith G. Risks and benefits of omega 3 fats for mortality, cardiovascular disease, and cancer: systematic review. BMJ. 2006 Apr 1;332(7544):752-60.

 

 

 

Porträt „Eine Errungenschaft für Luxemburg und unsere Forschungsgruppe“

Wissenschaftler des Luxembourg Institute of Health (LIH) wurden mit einem Prix Galien für ihren herausragenden Beitrag z...

LIH
Highly Cited Researchers Immer wieder gerne zitiert: Die multidisziplinäre Arbeit von Stéphane Bordas

Es gibt Wissenschaftler, auf deren Arbeiten in Publikationen besonders häufig Bezug genommen wird. Uni-Professor Stéphan...

Medizin Hypnose in einem medizinischen Umfeld, wofür und wie wirksam ist sie?

Die Hypnose wird immer häufiger eingesetzt, um beispielsweise Schmerzen zu lindern. Die Öffentlichkeit ist jedoch geteil...

FNR

Auch in dieser Rubrik

Science Check Was sind die Vor- und Nachteile der Sommerzeit?

Zweimal im Jahr die Zeit umzustellen, soll (anscheinend?) Energie sparen, aber negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Was die Wissenschaft dazu sagt.

FNR
Künstliche Intelligenz Der EU AI Act: Motor oder Bremse für Forschung und Innovation?

Das erste Gesetz weltweit zur Regulierung Künstlicher Intelligenz ist gestimmt: der EU AI Act der Europäischen Union. Drei wissenschaftliche Experten erläutern, was sie von dem Regelwerk halten.

29. Februar
Kalendergeschichten Wie ist eigentlich unser Kalender entstanden?

Den 29. Februar gibt es nur alle vier Jahre – in den Schaltjahren. Doch warum ist das so und wie sind unsere Vorfahren draufgekommen?

FNR