(C) Luc Siebenaller

Der Geologe Luc Siebenaller forschte zur Erdgeschichte in Afrika. Mit praxisnaher Wissenschaft unterstützt er nun die nachhaltige Rohstoffwirtschaft in Burkina Faso.

Vom Forscher zum Entwicklungshelfer: Der Luxemburger Luc Siebenaller hat an struktureller Geologie, Geochemie und Zirkulation von Flüssigkeiten sowie Erzen und Mineralien geforscht. Neben seiner Forschertätigkeit hat er 2002 die Nichtregierungsorganisation (NGO) „Le Soleil dans la Main“ (ASDM) gemeinsam mit zwei weiteren Kommilitonen ins Leben gerufen. Diese unterstützt Projekte in Burkina Faso: Kinderheime entstehen aus dort heimischen Baustoffen, Schulen oder ein kleiner naturverträglicher Staudamm. Seit 2009 widmet sich Luc Siebenaller nun hauptberuflich seiner NGO. So ganz hat er der Forschung aber noch nicht den Rücken gekehrt.

West African eXploration Initiative

Die Hilfsorganisation realisiert z.B. das bis 2018 laufende Projekt WAXI (West African eXploration Initiative). Unter seinem Dach kommen Geologen, Unternehmen, Behörden und Universitäten aus zehn afrikanischen Ländern zusammen, um das Wissenschafts- und Rohstoffmanagement auf dem Kontinent zu verbessern.

Siebenaller, erst Präsident und nun geschäftsführender Direktor von ASDM, bringt hier seine geologische Expertise ebenso wie seine Erfahrungen im Networking ein, um einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung zu leisten.

Rohstoffe finden mit Kenntnissen der Erdgeschichte

Siebenaller, der nach wie vor in Fachzeitschriften wie „Economic Geology“, „Journal of Metamorphic Geology“ oder „Journal of African Earth Sciences“ publiziert und afrikanische Studenten bei ihren Promotionen begleitet, forscht insbesondere zum Paläoproterozoikum.

In diesem Erdzeitalter vor 2,5 bis 1,6 Milliarden Jahren entstanden Goldvorkommen auf dem afrikanischen Kontinent. „Mein Interesse richtet sich vor allem auf die Frakturen in der Erdkruste“, sagt Siebenaller. „Dort sorgen Druck, Temperatur, Gase und im Wasser gelöste Metalle für die Entwicklung neuer Mineralien und Erzschichten.“

Das Wissen um die Potenziale der Gesteinsschichten ermögliche es, die Wahrscheinlichkeit von bislang unentdeckten Rohstoffvorkommen realistisch zu beurteilen. Bodenproben werden im Labor analysiert und gemeinsam mit afrikanischen Wissenschaftlern wird erörtert, wo rentabel nach Gold, Kupfer, Zink, Blei, Eisen, Nickeln und anderen Metallen gesucht werden kann.

Hilfe zur Selbsthilfe statt Abhängigkeit

Das WAXI öffnet jungen afrikanischen Wissenschaftlern darüber hinaus den Zugang zu internationalen Publikationsmöglichkeiten und bildet sie in Sachen geologischer Basiskenntnisse fort. „Wir vermitteln ein Know-how, das vor Ort praxistauglich ist und auf die dort zugänglichen Techniken adaptiert ist“, schildert der luxemburgische Geologe. Es gibt ferner Fortbildungen zur Abbautechnik oder zum Aufbau von IT-gestützten Datenbanken.

Das Ziel: Afrikas Forscher- und Lehrkräftenachwuchs soll zur nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung auf einem international anerkannten Level gefördert werden. Einige Kurse finden künftig auch in Luxemburg statt. So profitiert auch das Großherzogtum, indem es sein Profil als innovativer Wissenschaftsstandort schärft.

Autor: Angelika Koch
Foto © Luc Siebenaller

Infobox

Zur Person

 

Luc Siebenaller wurde 1979 in Luxemburg geboren und studierte an den Universitäten in Brüssel und Nancy. Er promovierte an der Universität Lausanne und erhielt daraufhin ein AFR-Postdoc Stipendium vom Fonds National de la Recherche (FNR), mit dem er am Institut de Recherche pour le Développement in Toulouse in Zusammenarbeit mit der Universität Ouagadougou in Westafrika forschte. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die strukturelle Geologie, die Geochemie und Zirkulation von Flüssigkeiten sowie Erze und Mineralien. 2002 gründete er gemeinsam mit den luxemburgischen Kommilitonen Eric Lampertz und Stephan Allard „Le Soleil dans la Main“.

 

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