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Mai Thi Nguyen-Kim war am 24. Mai 2019 in Belval für einen Vortrag über Wissenschaftskommunikation.

Die bekannte Edutainerin, Wissenschaftsjournalistin, Chemikerin und Moderatorin bei Quarks, Mai Thi Nguyen-Kim hielt am 24. Mai 2019 in Luxemburg einen Keynote Talk über Wissenschaftskommunikation. In ihrem Vortrag in Belval erklärte Mai warum Wissenschaft und YouTube so gut zusammenpassen. Jean-Paul Bertemes von science.lu hat sich anschließend mit Mai Thi Nguyen-Kim unterhalten.

Weshalb eignet sich Youtube so gut, um Wissenschaft zu kommunizieren?

Viele Wissenschaftler denken, dass man auf YouTube nicht so gut mit trockenen Zahlen oder Fakten punkten kann. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Gerade im Internet können Nischen, wie z.B. Wissenschaft, viel besser überleben als zum Beispiel im Fernsehen. Denn wenn Menschen sich meine YouTube-Videos anschauen, dann haben sie da drauf geklickt. Sie möchten es wirklich wissen. Und deswegen habe ich da eine ganz andere Ausgangssituation als z. B. im Fernsehen.

Mehr dazu, weshalb Youtube und Wissenschaft perfekt zusammenpassen in folgendem Artikel:

Weshalb ist es wichtig in unserer heutigen Zeit, Wissenschaft zu kommunizieren?

In der heutigen Zeit gibt es so viele Schnittstellen zwischen Politik, Gesetzgebungen, dem echten Alltagsleben der Menschen und der Wissenschaft. Aber bei diesen Überschneidungen, diesen Schnittstellen, fehlen ‚Dolmetscher‘.

Ein Beispiel dafür ist die Gentechnik. Da gibt es Expertinnen und Experten die da dran arbeiten und es gibt Menschen die Gesetze verabschieden müssen, oder die Regulierungen aufsetzen müssen. Aber die eigentlichen Fragen sind: Wissen die Menschen, die die wichtigen Entscheidungen treffen für unser alltägliches Leben, auch wirklich bescheid? Gibt es genug Austausch zwischen den beiden Gruppen?

Ich glaube genau hier fehlen Wissenschaftskommunikatoren die vermitteln, übersetzen und vielleicht auch manchmal Schiedsrichter sind.

Wenn Wissenschaft kommuniziert wird, gibt es oft die Tendenz zu versuchen, so kurz und einfach wie möglich zu kommunizieren. Ist dies der richtige Weg? Oder sollten Wissenschaftskommunikatoren auch öfters mal versuchen, mehr in die Tiefe zu gehen?

Meiner Meinung nach muss Wissenschaftskommunikation nicht immer so kurz und so einfach wie möglich sein. Manchmal denke ich sogar, wir halten die Leute für zu blöd. Wenn wir es zu sehr vereinfach, zu sehr „runterdummen“, so sehr dass wir die wichtigen Informationen gar nicht mehr vermitteln können, dann ist es klar, dass die Leute sich schlecht auskennen mit Wissenschaft. Wissenschaftler sollten sich ruhig trauen, bei den Erklärungen auch mehr in die Tiefe zu gehen, weil die meisten Menschen die genauen Fakten auch wirklich wissen wollen.

Was ist dein Rat an die Wissenschaftler?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern würde ich raten sich mehr zu trauen. Ich weiß wie es ist, ich bin ja selbst Chemikerin. Ich war jahrelang im Labor und es ist ein komisches Gefühl: Wir sind es nicht gewohnt raus zu gehen und vor eine Gruppe von Menschen zu stehen und zu kommunizieren. Aber meiner Meinung nach sollte beim Beruf Wissenschaftler dieses Selbstverständnis mit da sein, dass wir auch vermitteln müssen. Wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten oftmals mit öffentlichen Geldern. Es ist unsere Verantwortung zu erklären was wir mit dem Geld der Menschen machen.

Das Interview führte: Jean-Paul Bertemes (FNR)

Infobox

Zur Person

Bekannt wurde Mai durch ihre Youtube-Kanäle "The Secret Life of Scientists" und „Schönschlau“, welcher 2018 in „maiLab“ umbenannt wurde. In ihren Videos vermittelt sie wissenschaftliche Themen, beantwortet aktuelle Fragen mit Hilfe von wissenschaftlichen Studien, klärt auf über wissenschaftliche Methoden und hinterfragt Stereotypen über Wissenschaftler und Nerds.

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