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Oft kriegt man im Winter schnell den Schnupfen.

Anm. der Redaktion: Dieser Artikel ist eine leicht angepasste Version eines Artikels, der auf Luxemburgisch in unserer Rubrik Mr Science veröffentlicht wurde.

Alleine durch Kälte kann man sich nicht erkälten, man muss schon mit einem Virus infiziert sein, der Schnupfen auslöst. Aber um herauszufinden, ob man durch Kälte anfälliger für eine Infektion wird, haben vor über einem halben Jahrhundert Forscher aus Großbritannien Hunderte Freiwillige mit Schnupfenviren infiziert. Ein Teil davon musste sich zusätzlich stundenlang Kälte aussetzen. Aber sie wurden im Schnitt nicht häufiger krank, als die Teilnehmer, die im Warmen bleiben durften. Amerikanische Forscher machten ähnliche Versuche, konnten aber auch keinen Beweis für die schnupfenfördernde Wirkung von Kälte finden. Deshalb ist es medizinische Lehrmeinung, dass man durch Frieren nicht anfälliger für Schnupfen wird.

Aber man liest immer wieder mal, dass Forscher jetzt doch Beweise dafür gefunden hätten, dass man sich durch Kälte erkälten kann?

Es gibt Versuche mit Mäusen oder mit Schnupfenviren und menschlichen Immunzellen im Reagenzglas, die als Beleg für die schnupfenfördernde Wirkung von Kälte zitiert werden. Aber sie sind zu weit entfernt von realen Bedingungen, als dass man sichere Schlüsse daraus ziehen könnte. Und 2006 ließen Forscher Probanden ihre Füße in kaltes Wasser tauchen. Diese hatten dann eine leicht höhere Wahrscheinlichkeit, einen Schnupfen zu bekommen, als Versuchsteilnehmer ohne kalte Füße. Aber es waren zu wenig Probanden, um die klassischen Schnupfenversuche zu widerlegen.

Warum hält sich die Vorstellung so hartnäckig?

Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass man bei Erkältung friert und deshalb Kälte mit der Erkältung in Zusammenhang bringt. Die Kälte steckt ja sogar im Wort Erkältung. Und es kann daran liegen, dass man sich meistens im Winterhalbjahr erkältet.

Warum sind Erkältungen im Winter häufiger als im Sommer?

Die Wissenschaftler haben dafür keine einfache Erklärung, aber sie vermuten, dass es daran liegen kann, dass wir im Winter weniger draußen sind und uns häufiger mit anderen Menschen in Innenräumen aufhalten. So können die Schnupfenviren leicht von Mensch zu Mensch wandern. Und da wir im Winter heizen, ist die Raumluft oft trocken, was für unsere Nasenschleimhäute nicht gut ist: Ihre Schleimschicht trocknet aus, unsere Abwehrzellen können sich dann nicht mehr gut in ihr fortbewegen. Die Schnupfenviren haben dann ein leichtes Spiel, um uns über die Schleimhäute zu infizieren.

Man hat zwar im letzten Jahrhundert versucht, Impfstoffe für einzelne Virenstämme zu entwickeln, aber insgesamt gibt es einfach zu viele verschiedene Typen von Schnupfenviren. Es sind weit über Hundert. Mit einer Impfung würde man sich also immer nur gegen einen speziellen Virustyp schützen. Man bräuchte hunderte verschiedene Impfstoffe, die man auch noch ständig weiterentwickeln müsste, denn Schnupfenviren verändern sich schnell.

Autor: Ingo Knopf/scienceRELATIONS
Redaktion: Michèle Weber/FNR

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Quellen

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