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Wie oft soll man seine Haare waschen? Weitere Informationen dazu gibt es am Ende des Artikels.

Anm. der Redaktion: Dieser Artikel ist eine leicht angepasste Version eines Artikels, der auf Luxemburgisch in unserer Rubrik Mr Science veröffentlicht wurde.

Unsere Haare werden fettig, weil wir in der Haut fast am ganzen Körper Talgdrüsen haben. Sie liegen an der Haarwurzel und bilden Talg, der aus fett- und wachsartigen Substanzen besteht. Der Talg macht die Haare fettig. Das ist erstmal gut und wichtig, damit die Haare elastisch bleiben und nicht so schnell abbrechen. Besonders viele Talgdrüsen haben wir auf der Brust, im Gesicht und auf dem Kopf. Haben sie eine starke Talgproduktion, werden die Haare bei manchen Menschen schnell fettig.

Was sind die Ursachen für eine starke Talgbildung?

Da gibt es viele unterschiedliche Gründe. Gerade Jugendliche in der Pubertät leiden oft unter fettiger Haut und fettigen Haaren. Das hängt damit zusammen, dass sich in diesem Alter der Hormonhaushalt neu sortiert. Sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen werden besonders viele männliche Hormone gebildet, die Androgene. Und Androgene regen die Talgdrüsen an. Deshalb haben Männer auch eher fettiges Haar als Frauen.

Die Neigung dazu ergibt sich aber auch aus der Haarstruktur. So werden glatte, dünne Haare schneller fettig als dicke, lockige Haare. An glattem Haar kann der Talg schneller von der Haarwurzel aus am Haar entlangwandern. Andere Ursachen können die genetische Veranlagung oder Umwelteinflüsse sein - etwa Luftverschmutzung.

Hat die Ernährung auch einen Einfluss?

Studien weisen tatsächlich darauf hin, dass die Ernährung einen Einfluss auf die Talgproduktion der Haut hat - und damit natürlich auch darauf, wie schnell die Haare fettig werden. Insbesondere Milchprodukte werden mit einer starken Talgproduktion in Verbindung gebracht. Menschen hingegen, die wenig Milch, raffinierten Zucker oder stark verarbeitetes Getreide zu sich nehmen, haben weniger Probleme damit. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Ballaststoffen kann also fettem Haar entgegenwirken.

Was kannst ich sonst noch tun, damit meine Haare seidig und nicht fettig glänzen?

Es gibt unglaublich viele Methoden, das Problem anzugehen - von kosmetischen Produkten bis hin zu medizinischen Behandlungen. Es ist unmöglich pauschal zu sagen, welches Produkt bei welchem Haartyp wirksam ist. Da hilft nur Ausprobieren. Übrigens ist es ein Mythos, dass die Haare weniger fettig werden, wenn man sie nicht mit Shampoo wäscht. Dafür gibt es bisher keine wissenschaftlichen Belege.

Wie oft soll man seine Haare waschen?

Es ist ein viel diskutiertes Thema, auch unabhängig von Haartyp: Wie oft soll man seine Haare waschen? Empfehlungen gehen von einem Ende des Spektrums – täglich – zum anderen – gar nicht („no poo“). Hauptargument gegen häufiges Haarewaschen: Shampoo entfernt den natürlichen Talg und kurbelt so die Talgproduktion an.  Nützliche Lipide (Fette) auf der Kopfhaut werden entfernt. Dies versucht der Körper durch übermäßige Talgproduktion zu kompensieren, – was die Haare immer fettiger macht. Hierfür gibt es allerdings in der Wissenschaft keine Belege. Für häufiges Haarewaschen spricht, dass damit regelmäßig Schmutz entfernt wird, der potenziell schädlich für die Kopfhaut sein könnte und z. B. Juckreiz auslöst.

Leider gibt es kaum objektive wissenschaftliche Daten, um sowohl häufiges als auch weniger häufiges Haarewaschen zu unterstützen. Ein Forscherteam führte sowohl eine epidemiologische wie auch eine kontrollierte Studie mit freiwilligen chinesischen Probanden durch. Sie fanden in beiden Fällen heraus, dass häufiges Haarewaschen (5-6 mal pro Woche oder sogar täglich) sowohl subjektiv als auch objektiv betrachtet besser für die Teilnehmer war. Wichtig zu wissen: Die Studie wurde von der Firma Procter & Gamble finanziert und koordiniert, die u. a. Shampoos herstellen.

 

Kann man seine Haare „trainieren“, weniger zu fetten?

Im Internet und auf Sozialmedien gibt es das ebenfalls viel diskutierte „Hair training“. Demnach soll man schnell fettenden Haaren die überschüssige Talgproduktion abgewöhnen können, indem man die Haare nach und nach immer weniger wäscht.

Doch auch hierfür gibt es bisher keine wissenschaftlichen Belege, und manche Experten raten auch davon ab, weil es zu anderen Problemen führen kann (Austrocknen der Kopfhaut, Pilzinfektionen, Juckreiz). Auch hier hilft nur Ausprobieren.

Wenn das Problem mit den fettigen Haaren wirklich zu stark ist, solltest du einen Hautarzt aufsuchen und dich bei ihm beraten lassen. Allerdings: Wissenschaftler forschen weiter an den Ursachen von fettiger Haut und fettigen Haaren. Mit ihrem neuen Wissen wollen sie wirksame Behandlungsmethoden entwickeln. Es bleibt also spannend in der Forschung!

 

Gesunder Darm - gesunde Haut

In unserem Darm leben Milliarden von Bakterien. Sie bilden eine komplexe Lebensgemeinschaft, das Mikrobiom, und haben enormen Einfluss auf unsere Gesundheit. Auch auf den Zustand von Haut und Haaren: In wissenschaftlichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Einnahme von Probiotika, also Nahrungsergänzungsmitteln aus lebenden Mikroorganismen, den Zustand kranker Haut verbessern kann. Das gilt für Akne ebenso wie für Schuppenflechte oder atopische Dermatitis, eine chronische und juckende Entzündung der Haut. Und bei Gesunden sorgen Probiotika dafür, dass die Haut weniger empfindlich gegen schädliche äußere Einflüsse wird. Wegen des starken Einflusses der Darmflora auf den Zustand unserer Haut und der Gesundheit generell ist eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung besonders wichtig.

 

Die Ursachen von Kopfschuppen

Weiße Flocken auf den Schultern: Kopfschuppen sind nicht nur ein ästhetisches Problem, sie können für die Betroffenen auch psychisch sehr belastend sein: Diese fühlen sich unsicher und verlieren an Selbstbewusstsein, wenn es stets von ihrem Kopf rieselt. Eine Ursache für Schuppen kann die Zusammensetzung der mikrobiellen Lebensgemeinschaft auf der Kopfhaut sein. Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass vor allem Pilze für die Entstehung der lästigen weißen Geriesels verantwortlich sind. Es gibt aber Hinweise, dass Bakterien eine viel größere Rolle spielen - und vor allem das Verhältnis, indem sie zueinander stehen. Im Blick haben die Forschenden dabei vor allem so genannte Propionibakterien und Staphylokokken, die sich gegenseitig im Wachstum hemmen. Neue Behandlungsmethoden, die ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen beiden Bakteriengattungen herstellen, könnten ein Ansatz sein, Kopfschuppen in den Griff zu bekommen.

Autor: scienceRELATIONS/Hannes Schlender
Redaktion: Michèle Weber (FNR)

Infobox

Quellen
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  • Pappas A. The relationship of diet and acne: A review. Dermatoendocrinol. 2009 Sep;1(5):262-7. doi: 10.4161/derm.1.5.10192. PMID: 20808513; PMCID: PMC2836431.
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  • Punyani S, Tosti A, Hordinsky M, Yeomans D, Schwartz J. The Impact of Shampoo Wash Frequency on Scalp and Hair Conditions. Skin Appendage Disord. 2021 Apr;7(3):183-193. doi: 10.1159/000512786. Epub 2021 Feb 15. PMID: 34055906; PMCID: PMC8138261.
  • https://karger.com/sad/article/7/3/183/295193
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  • De Pessemier B, Grine L, Debaere M, Maes A, Paetzold B, Callewaert C. Gut-Skin Axis: Current Knowledge of the Interrelationship between Microbial Dysbiosis and Skin Conditions. Microorganisms. 2021 Feb 11;9(2):353. doi: 10.3390/microorganisms9020353. PMID: 33670115; PMCID: PMC7916842.
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