Autor: Jean-Paul Bertemes (FNR)
Christophe Ley ist Statistikprofessor an der Universität Luxemburg, spezialisiert u.a. auf Sportstatistik. Er hat ein Buch zum Thema Sportstatistik publiziert, in dem es um verschiedenste fruchtbare Kombinationen von Datenanalyse und Sport geht, wie z. Bsp. eine vom LIH geleitete Studie darüber, welche Laufschuhe weniger Verletzungen beim Laufen zulassen, oder Bilderkennungstechniken für effizientere Spielanalysen.
Vor ein paar Wochen war er mit seiner Doktorandin Sophia Loizidou und Praktikandin Gabby Vinco vom Team MIDAS der Universität Luxemburg bei Borussia Dortmund. Der BVB hat sehr viele Anhänger auch hier in Luxemburg und spielt morgen (Samstag) das Champions League Finale im Wembley Stadion gegen Madrid – eines der größten Sportereignisse der Welt. Vor kurzem war Christophe Ley noch hautnah mit dabei:
"Ich war vor 3 Wochen erstmals bei Borussia Dortmund. Ich durfte die Infrastrukturen begutachten und erfahren wie der BVB einige seiner Daten sammelt. Ich hatte das Glück, an dem Tag dagewesen zu sein, an dem das Champions-League-Spiel gegen Paris stattfand. Ich war live mit dabei. Die Stimmung war phänomenal!“, schwärmt Christophe Ley.
„Ich saß gegenüber der phänomenalen Südtribüne. Die Tore passierten genau auf meiner Seite! Ein super Erlebnis!“ schwärmt Christophe Ley, sportbegeisterter Wissenschaftler. Foto Copyright Christophe Ley.
Aber was genau soll Christophe Ley für den BVB machen?
Noch ist alles in Vorbereitung. Aber Christophe Ley ist Teil des Projekts Math4Sports, welches die Fußballvereine Arsenal F.C., Athletic Bilbao, PSV Eindhoven, Benfica Lissabon und eben Borussia Dortmund zusammenbringt.
Beim Treffen in Dortmund vor 3 Wochen haben Christophe Ley und einige seiner Team-Mitglieder gemeinsam Vertreter der Vereine und andere Sports-Wissenschaftler getroffen. Thema: „Wie Akademiker und Sportswissenschaftler von Fußballklubs zusammenarbeiten könnten, um Sportverletzungen zu vermeiden“, so Christophe Ley auf seinem Linkedin Profil.
Anwendung von Wissenschaft und Daten im Fußball im Rahmen der sportlichen Leistung und der Verletzungsprävention
Konkreter wird der Fussballverein Athletic Club Bilbao: “In Zusammenarbeit mit dem Baskischen Zentrum für Angewandte Mathematik, legte der Athletic Club bei einem Gipfeltreffen über die Anwendung von Daten im Fußball den Grundstein für die künftige Zusammenarbeit mit Borussia Dortmund, Arsenal F.C., Benfica Lissabon und PSV Eindhoven. Sie alle, zusammen mit fünf Mitgliedern verschiedener Universitäten (darunter Christophe Ley, Anmerkung der Redaktion), tauschten ihre Erfahrungen […] aus. Das Treffen befasste sich eingehend mit der Anwendung von Wissenschaft und Daten im Fußball im Rahmen der sportlichen Leistung und der Verletzungsprävention. Die fünf Vereine stellten den anderen eine Reihe von Projekten und Herausforderungen vor. Es wurden Herausforderungen von gemeinsamem Interesse identifiziert und der Grundstein für künftige gemeinsame Projekte gelegt.“
Fans des BVB wissen: Der BVB hatte die letzten Saisons häufig Verletzungspech. Insofern macht Verletzungsprävention - unterstützt durch die Wissenschaft - Sinn.
BVB: offen für Erkenntnisse der Wissenschaft
Christophe Ley weiß: „Edin Terzic, der Trainer von Borussia Dortmund, hat selbst Sportwissenschaften studiert. Er ist daher wissenschaftlichen Erkenntnissen gegenüber aufgeschlossen.“
Doch wie kann Statistik im Fußball helfen? Und konkreter bei der Verletzungsprävention?
„Mittlerweile wird immer mehr Wissenschaft im Sport angewendet. Die Spieler werden z.B. getrackt beim Training oder bei Spielen. So wissen Sportwissenschaftler genau wie viel sie laufen, wie sie sich bewegen, und können ihr Trainingspensum dementsprechend steuern. All dies sind enorme Datenmengen, die Sportstatistiker und Sportwissenschaftler dann auswerten und daraus Empfehlungen vorschlagen können“, sagt Christophe Ley.
Bedeutung von Sportstatistik im modernen Sport
Allgemein hat Sportstatistik für den Sport eine immer größere Bedeutung, weil sie es erlaubt, die paar Extraprozente Leistung herauszukitzeln, sei es durch verbesserte Taktiken, Trainingspläne oder Leistungssteuerung.
Wissenschaft erhält immer mehr Einzug in den Sport. „Das sieht man auch bei vielen anderen Sportarten, wie der Leichtathletik oder dem Fahrradsport. Aber eben auch bei Mannschaftssportarten.“
Ein konkretes Beispiel ist die Zusammenarbeit von Team MIDAS mit den Doneck Dolphins Trier, einem Rollstuhlbasketballteam. Hier haben Christophe Ley und Gabriel Calvo, zusammen mit Bernd Grimm vom LIH, eine Methode entwickelt, die auf Basis von vorhergehenden Spielen die Leistungen aller Spieler im nächsten Spiel einschätzt und dann optimale Aufstellungen vorschlägt, die starke Leistungen ideal kombinieren mit den maximal zugelassenen Handicappunkten. Denn beim Rollstuhlbasketball gibt es spezielle Regeln: Zu jedem Moment dürfen 5 Spieler pro Team auf dem Platz stehen, und Spieler können mehrmals ein- und ausgewechselt werden. Anders als im Basketball haben die Athleten im Rollstuhlbasketball jedoch ein Punktehandicap, welches ihre körperlichen Fähigkeiten widerspiegelt: je eingeschränkter der/die Spieler:in, desto kleiner sein/ihr Handicap. Spieler ohne Einschränkung erhalten die Höchstzahl von 4.5 Handicappunkten, und zu jedem Zeitpunkt darf die Summe der Handicappunkte aller 5 Spieler auf dem Feld nicht höher als 14 sein. Es ist also nicht so einfach, wie man die beste Mannschaft zusammenstellt. Daher die Zusammenarbeit mit den Sportstatistikern.
Wem wird Christophe Ley denn nun am Samstag die Daumen drücken? „Natürlich dem BVB! Ich bin seit jeher Fan der Bundesliga und unterstütze alle deutschen Clubs international!“