Nach der Evakuierung von 35 verletzten Palästinensern aus dem Gazastreifen nach Jordanien hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weitere Staaten dazu aufgerufen, palästinensische Patienten aufzunehmen. "Mehr als 10.000 Menschen im Gazastreifen benötigen noch immer medizinische Hilfe", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch im Onlinedienst X. Menschenleben hingen davon ab, dass mehr Länder dem Beispiel Jordaniens folgten.

Am Mittwoch hatte die WHO die "medizinische Evakuierung von 35 Patienten aus dem Gazastreifen nach Jordanien eingeleitet", erklärte Tedros weiter. Dabei handele es sich überwiegend um Kinder, die von 72 Familienmitgliedern begleitet wurden.

Nach Angaben der UN-Organisation haben die israelischen Luftangriffe auf das Palästinensergebiet, der Mangel an medizinischen Hilfsgütern, Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff das Gesundheitssystem des Gazastreifens praktisch außer Kraft gesetzt.

Die WHO forderte wiederholt eine Ausweitung der medizinischen Korridore, einschließlich der Überweisung von verletzten Palästinensern aus dem Gazastreifen in Krankenhäuser in Ost-Jerusalem und im Westjordanland, wie es vor Kriegsbeginn der Fall war.

Israel steht wegen der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen zunehmend unter Druck. Die UNO warnt vor einer Hungersnot im gesamten Gazastreifen. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte warf Israel "Kriegsverbrechen" vor, weil es die Blockade von Lebensmittel-Lieferungen als Waffe einsetze.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1210 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 49 Geiseln von den Islamisten festgehalten, mindestens 27 von ihnen sind nach Armeeangaben tot.

Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch in dem Küstenstreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bislang mehr als 58.500 Menschen getötet.