Zum 50-jährigen Jubiläum der Europäischen Agentur für Raumfahrt (ESA) hat Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) die strategische Bedeutung der Raumfahrt für Deutschland betont. "Raumfahrttechnologien können oft zivil oder militärisch genutzt werden. Angesichts der Zeitenwende müssen wir das für unsere Sicherheit berücksichtigen", sagte Bär in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Als Beispiele nannte sie den Nutzen der Raumfahrt für Navigationssignale, Erdbeobachtung oder Satellitenkommunikation.

"Investitionen in Raumfahrttechnologien stärken unsere Industrie- und Forschungslandschaft", argumentierte Bär weiter. Die in der Raumfahrt genutzten Technologien seien wichtig für Mobilität, Landwirtschaft, Gesundheit und den Zivilschutz. Zudem seien nationale und europäische Fähigkeiten in der Raumfahrttechnologie von Bedeutung, um Abhängigkeiten zu verringern.

"Angesichts der geopolitischen Situation und unserer exportorientierten Industrie sind die Wachstumsperspektiven (...) der Raumfahrt wirklich wichtig", betonte die Ministerin. Neue Technologien wirkten sich positiv auf andere Wirtschaftssektoren aus und schafften Arbeitsplätze.

Die Forschungsministerin hob in dem AFP-Gespräch zudem den deutschen Beitrag für die internationale Raumfahrt hervor. So leiste Deutschland im Rahmen der ESA wichtige Beiträge zu Artemis, dem Mondprogramm, mit dem die USA erneut Menschen auf den Erdtrabanten bringen wollen. "Ohne die in Deutschland gebauten Module für das Orion-Raumschiff kämen die USA nicht zum Mond", sagte Bär. Deutschland sei der größte Beitragszahler im dem entsprechenden ESA-Programm.

Zudem verfüge Deutschland über erfahrene sowie potenzielle zukünftige Astronauten und Astronautinnen, sagte die Ministerin. Sie verwies auf Alexander Gerst und Matthias Maurer, die bereits im All waren, sowie auf die Reserve-Astronautinnen Amelie Schoenenwald und Nicola Winter.

Europa brauche aber auch dringend eigene Trägerraketen, betonte Bär angesichts des Erfolgs des privaten Raumfahrtunternehmens Space X des US-Milliardärs Elon Musk. "Ohne die europäischen Vega- und Ariane-Trägerraketen gibt es keine europäische Raumfahrt", sagte die Ministerin. Die Ariane 6 stehe inzwischen im Wettbewerb gut da, die Auftragsbücher seien voll.

Als Rückgrat der ESA bezeichnete Bär das Wissenschaftsprogramm. "Ohne die ESA hätten wir weniger Daten über den Klimawandel, weniger Sicherheit für den Börsenhandel und für die Energienetze", sagte Bär. Die CSU-Politikerin hatte schon auf ihrem früheren Posten als Digitalbeauftragte der Bundesregierung mit Raumfahrt zu tun. "Um so mehr freut es mich, dass die Raumfahrt wieder in das Forschungsministerium zurückgekehrt ist", sagte sie.

Die ESA wurde am 30. Mai 1975 gegründet, heute hat sie 23 Mitgliedstaaten. Sie arbeiten in der gesamteuropäischen Weltraumorganisation bei der friedlichen Erforschung und Nutzung des Weltraums eng zusammen.