Der frühere ägyptische Tourismusminister Khaled el-Enany wird neuer Generaldirektor der Unesco. Der 54-Jährige wurde am Donnerstag auf der Generalkonferenz der UN-Kulturorganisation in Samarkand in Usbekistan mit großer Mehrheit gewählt. Er erhielt 172 der 174 abgegebenen Stimmen. El-Enany war im Oktober vom Exekutivrat der Unesco nominiert worden, die Abstimmung galt daher als Formsache.
El-Enany tritt nun Mitte November die Nachfolge der Französin Audrey Azoulay an, die nach zwei vierjährigen Amtszeiten nicht mehr kandidieren konnte. Er ist der erste Vertreter eines arabischen Landes und der zweite Vertreter des afrikanischen Kontinents auf diesem Posten, nach dem Senegalesen Amadou Mahtar Mbow in den Jahren 1974 bis 1987.
Der 54-Jährige ist studierter Ägyptologe und war von 2016 bis 2022 in seiner Heimat Minister für Altertümer und Tourismus. Im vergangenen Jahr wurde er zum Unesco-Botschafter für Kulturtourismus ernannt.
Als neuer Generaldirektor steht el-Enany vor der Aufgabe, der Unesco nach dem erneuten Austritt der USA neue Finanzquellen zu erschließen. Um den Wegfall der US-Beiträge zu kompensieren, die zuletzt etwa acht Prozent des Haushalts der Unesco ausmachten, setzt er unter anderem auf freiwillige Beiträge von Regierungen, Stiftungen und Mäzenen.
Die USA waren auf Betreiben von Präsident Donald Trump im Juli erneut aus der Unesco ausgetreten. Trump wirft der Organisation eine anti-israelische Haltung und die Förderung von "gesellschaftlich und kulturell spaltenden Anliegen" vor. Die Unesco fördert weltweit Bildung, Wissenschaft und Kultur. Bekannt ist sie vor allem für ihre Welterbe-Liste.