Die Grünen im Bundestag fordern eine umfassende Reform des Bafög und eine deutliche Erhöhung des Grundbedarfs für Studierende von 475 Euro auf 563 Euro. "Wir schlagen eine echte Trendwende vor: ein Bafög, das wieder hält, was es einst versprochen hat – Bildung für alle", sagte die forschungspolitische Sprecherin der Grünen, Ayse Asar, der "Rheinischen Post" (Freitagsausgabe). Ein entsprechender Antrag der Grünen-Fraktion wird am Freitag im Bundestag beraten.

Asar nannte konkrete Reformvorschläge. Es brauche "eine automatische Anpassung an steigende Lebenshaltungskosten, eine Abbildung der realen Wohnkosten, weniger Bürokratie und ein System, das niemanden zurücklässt – weder beim Fachrichtungswechsel noch im Teilzeitstudium."

Die Grünenpolitikerin kritisierte, dass die Zahl der Bafög-Empfängerinnen und -Empfänger immer weiter zurückgehe, obwohl mehr als jeder dritte Studierende armutsgefährdet sei. Sie sagte: "Die Bundesregierung schaut zu, statt gegenzusteuern." Ankündigungen und ein neuer Name füllten keine leeren Konten. "Wer Bildungsgerechtigkeit wirklich will, muss das System erneuern, nicht nur das Etikett", sagte Asar.

Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) hatte im September eine umfassende Reform des Bafög zum Wintersemester 2026/2027 in Aussicht gestellt. Der "Rheinischen Post" sagte Bär: "Am Image des Bafög hat sich seit meiner eigenen Studienzeit leider kaum etwas verbessert." Das Hauptproblem sei, wie so oft in Deutschland, die überbordende Bürokratie. "Es ist nicht hinnehmbar, dass ein großer Teil der Anspruchsberechtigten das Bafög gar nicht beantragt, auch weil das Verfahren immer noch zu kompliziert und nicht niedrigschwellig genug ist." Ziel müsse es daher sein, das Bafög "digitaler, einfacher und bekannter" zu machen.

Die Zahl der Bafög-Empfangenden war im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2000 gesunken. 2024 bekamen laut statistischem Bundesamt 612.800 Menschen Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz und damit vier Prozent weniger als im Vorjahr. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und das Deutsche Studierendenwerk forderten eine rasche Umsetzung der geplanten Bafög-Novelle. Im Koalitionsvertrag hatte sich die schwarz-rote Bundesregierung darauf verständigt, das Bafög "in einer großen Novelle" zu modernisieren.