Ein Jahr nach dem Beginn der sogenannten nationalen Dekade gegen Krebs hat Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) bis zu vier neue Standorte für die Tumorforschung angekündigt. Außerdem sollen bald 13 Studienprojekte zur Krebsforschung starten, wie Karliczek am Montag in Berlin sagte. Dabei soll es auch um Themen gehen, die in der klassischen Förderung derzeit zu kurz kämen, etwa ein Projekt zu krebsbedingter Erschöpfung.
Für die Tumorforschung kündigte Karliczek konkret an, das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen um bis zu vier neue Standorte zu erweitern. Aktuell gibt es Standorte in Dresden und Heidelberg, wo Versorgung und Forschung unter einem Dach vereint werden. Im zweiten Jahr der Dekade will die Bundesministerin die Krebsforschung auch in der EU in den Fokus stellen - Deutschland übernimmt im zweiten Halbjahr 2020 die EU-Ratspräsidentschaft.
Michael Baumann, Vorstandschef des Deutschen Krebsforschungszentrums, wies darauf hin, dass es in den kommenden Jahren eine erhebliche Zunahme an Krebserkrankungen geben dürfte. Allein in Deutschland werde binnen zehn Jahren eine Zunahme von 500.000 auf 600.000 Fälle erwartet. Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland.
Dabei könnten schätzungsweise 70 Prozent aller Todesfälle verhindert werden, wie Baumann sagte: Allein präventive Maßnahmen wie Nichtrauchen, gesunde Ernährung mit wenig oder ohne Alkohol und ausreichend Bewegung könnten vier von zehn Todesfällen verhindern. Hinzu kommen die Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung, mit der sich Tumore in einem noch heilbaren Stadium entdecken lassen.
Mithilfe des Dekadeprojekts würden nun alle relevanten Akteure zusammenarbeiten - Forscher, Patienten, Ärzte, Krankenversicherer, Industrie und Politik, betonte der Vorstandschef des Krebsforschungszentrums. Laut Baumann soll es darum gehen, die Versorgung und die Forschung zusammenzubringen.
Karliczek fügte hinzu, großes Thema sei auch das mögliche Teilen der anonymisierten Daten aus Krankenakten mit der Forschung. "Ich werbe dafür, dass man dafür Offenheit an den Tag legt", sagte die Ministerin.