Der Deutsche Presserat prüft eine Beschwerde von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen gegen die "Bild"-Zeitung wegen eines Artikels über die jüngsten Beschlüsse zur Corona-Bekämpfung. Wie der Presserat am Dienstag in Berlin mitteilte, richtet sich die Beschwerde gegen einen am Samstag erschienenen Beitrag, in dem drei Wissenschaftler namentlich genannt und als "Lockdownmacher" bezeichnet wurden. Auch Fotos der Experten veröffentlichten die "Bild"-Zeitung sowie das Internetportal Bild.de.
Nach Angaben des Presserats liegen ihm insgesamt 84 Beschwerden gegen den "Bild"-Beitrag vor. Die Beschwerdeführer kritisierten, dass durch die Berichterstattung der falsche Eindruck erweckt werde, dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen beschließen. Dafür sei aber die Politik verantwortlich. Dies Darstellung schüre nach Auffassung der Beschwerdeführer wiederum Verschwörungstheorien und sei darüber hinaus "ein Aufruf zur Hetze gegen Wissenschaftler".
Das Gremium prüft nun nach eigenen Angaben, ob die "Bild" gegen ethische Standards verstoßen habe, die sich die Branche in ihrem Pressekodex selbst gegeben hat. Konkret genannt wurden etwaige Verstöße gegen die Prüfung des Wahrheitsgehalts veröffentlichter Informationen und eine Pflicht zur wahrheitsgetreuen Wiedergabe.
Der Presserat ist ein von den Unternehmen aus dem Bereich der Printmedien eingerichtetes freiwilliges Kontrollinstrument, das die Einhaltung journalistischer Standards überwachen soll. Der Bericht der "Bild"-Zeitung zu den Wissenschaftlern war in den vergangenen Tagen bereits vielfach öffentlich kritisiert worden.