Fast tausend Studenten in Deutschland studieren Medizin oder Pharmazie ohne Abitur. Voraussetzung sind ein Abschluss in einem Gesundheitsberuf oder der Pflege und mindestens drei Jahre Berufserfahrung, wie das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) am Donnerstag in Gütersloh mitteilte. Die Berufspraxis kann zudem als Wartezeit angerechnet werden.
Derzeit studieren 755 Menschen ohne Abitur Humanmedizin, 194 Zahnmedizin und 205 Pharmazie. Für entsprechend qualifizierte Studienbewerber ohne Hochschulberechtigung gelten demnach die gleichen Vergabekriterien wie für alle übrigen Bewerber. Anstelle der Abiturnote wird die Durchschnittsnote des Berufsabschlusszeugnisses oder das Ergebnis der Zugangsprüfung an einer Universität angerechnet.
Neben der Note, die bei der Vergabe der Studienplätze 30 Prozent ausmacht, entscheiden zu 60 Prozent auch Auswahlkriterien der Hochschulen sowie zu zehn Prozent eine sogenannte zusätzliche Eignungsquote. Bei dieser können Bewerber mit nachgewiesenen praktischen Kenntnissen punkten. Auch die Wartezeit wird übergangsweise noch berücksichtigt, sie entfällt aufgrund der neuen Zulassungsregeln künftig aber.
CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele sieht im veränderten Bewerbungsverfahren eine Aufwertung für die gesamte akademische und berufliche Ausbildung im Bereich Gesundheit. "Entscheidend dafür, ob jemand eine gute Ärztin oder ein guter Apotheker wird, sollte die nachgewiesene Kompetenz sein und eben nicht mehr allein gute Abiturnoten", erklärte Ziegele. Das werde durch die nun geltenden Zulassungsverfahren stärker berücksichtigt und sorge für mehr Chancengerechtigkeit.
Der Andrang auf Medizinstudienplätze ist hoch. So bewarben sich im Sommersemester 2019 bundesweit im Durchschnitt elf Interessierte auf einen Studienplatz in der Humanmedizin, sechs auf einen Studienplatz in der Zahnmedizin und zwei auf einen Studienplatz in der Pharmazie.