(C) Spencer Platt/Getty Images

35°C, 40°C, wer gibt mehr? Viele freuen sich, andere jammern! Sie schwitzen viel und schlafen schlecht ein. Das Wetter ist im Mittelpunkt der Gespräche.

Das Wetter spielt nicht so verrückt, wie viele glauben. In Luxemburg kommen Lufttemperaturen von 35°C im Schnitt alle 4 Jahre vor. Bei diesen Bedingungen stoßen die Kühlmechanismen unseres  Organismus an ihre Grenzen. Besonders in Städten, wo es noch wärmer ist als auf dem Lande. Was tun bei dieser Affenhitze?

Spielt das Wetter verrückt?

In der Regel ist das Wetter gar nicht so außergewöhnlich, wie die Meisten denken. Wir haben nämlich ein sehr schlechtes „Wetter-Gedächtnis“. 14 Tage Regen im Sommer lassen uns ein perfektes Frühjahr vergessen. Und schließlich: wer erinnert sich noch an das Herbst-Wetter von vor zwei Jahren?

Meteorologen holen Statistiken herbei, unverfälscht, und nicht geschönt! Und verkünden emotionslos, dass alles im grünen Bereich liegt. Sie werden nicht müde, zu wiederholen,  dass unser Wetter nun mal sehr variabel ist, und dass Extreme, von Ausnahmen abgesehen, normal sind.

Die Hitzewelle Anfang Juli 2015 wurde von den meteorologischen Instituten korrekt vorausberechnet, und war in den Medien ein Hauptthema. Ein neuer Rekord oder eine Jahrhundert-Hitze war es allerdings nicht.

40°C in der Sonne, 60°C im Auto - wieso? 

Ein Auto in der Sonne ist ein Treibhaus. Die Sonnenstrahlen durchdringen mühelos die Windschutzscheibe und erhitzen das Autoinnere. Außerdem erwärmen sie die Karosserie, und die gibt wiederum Wärmeenergie ans Autoinnere ab. Kein Wunder, dass die Temperatur im Innern auf höhere Werte steigt als die Lufttemperatur draußen.

Ähnlich ist es, wenn wir uns „in der Sonne  braten lassen“. Die Sonnenstrahlung wird zum Teil von den Kleidern und der Haut aufgenommen. Deren Temperatur ist demnach höher als die der Luft. Auch sonnenbeschienene Thermometer absorbieren Strahlungsenergie und zeigen höhere Werte an als die Lufttemperatur.

Die Lufttemperatur wird korrekt im Schatten gemessen, 2 m über Gras, fernab von Bäumen oder hohen Gebäuden. Das Thermometer ist dort im thermischen Gleichgewicht mit der Luft: seine Temperatur und diejenige der Luft sind gleich groß!

Übrigens: Die Lufttemperatur ist im Schatten genauso hoch als „in der Sonne“!

Anfang Juli 2015 betrug die Lufttemperatur an den wärmsten Orten des Gutlands während 5 hintereinander folgenden Tagen zwischen 34°C und 37°C. Zum Vergleich: Im August 2003 wurden knapp 41°C an der Mosel gemessen.

Der menschliche Organismus kühlt durch Verdunsten von Wasser!

Dass man sich bei hohen Temperaturen nicht immer sehr wohl fühlt ist klar. Unser Organismus erzeugt ja beständig Wärme. Und die muss nach außen abgegeben werden, wenn die Temperatur auf 37°C konstant bleiben soll.

Die Wärmeabgabe würde besonders gut funktionieren, wenn wir uns nackt in eine 0°C kalte Umgebung befänden. Je grösser die Temperaturdifferenz zwischen Organismus und Außenwelt, umso grösser die pro Sekunde an die Außenwelt abgegebene Wärme. Kleider verlangsamen diesen Wärmetransport.

Erreicht die Lufttemperatur 37°C, so haben Organismus und Außenwelt die gleiche Temperatur. Unter diesen Bedingungen findet kein direkter Wärmetransport mehr vom Wärmeren zum Kälteren statt. Wie kühlt denn nun unser Organismus?

Hauptsächlich durch Verdunsten von Wasser!

Damit Wasser verdunstet, also vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergeht, braucht es Energie. Und es nimmt sich die Energie von den Flächen, die mit ihm in Berührung stehen. Diese Flächen geben also Energie an das Wasser ab. Und der entstandene Wasserdampf (= das unsichtbare Wasser in gasförmigen Zustand)  entführt die aufgenommene Energie in die Umwelt. Jeder hat im Schwimmbad schon mal festgestellt, dass nasse Haut kühlt. Nicht weil das Wasser kühl wäre, sondern weil das Verdunsten von Wasser der Haut Wärmeenergie entnimmt.

Auch wenn wir es nicht merken, verdunstet bei normalen Temperaturen etwa ein halber Liter Wasser pro Tag auf unserer Haut. Schwitzen wir zusätzlich, so verdunstet weit mehr. Das meiste Wasser allerdings verdunstet in unseren Lungen. Haut und Lungenbläschen geben also Wärmeenergie an die Umwelt ab!

Übrigens: Diese „Verdunstungsenergie“ ist sehr hoch. Mit der Energie, die benötigt wird, um 1 mL Wasser zu verdunsten, könnte man ein Espresso zubereiten!

Und noch etwas: Je trockener die Luft ist, umso schneller verdunstet das Wasser in der Haut und in den Lungen, und umso stärker ist der Kühleffekt. Trockene heiße Luft ist daher gut verträglich.

Die Verdunstung auf der Haut, und somit der Kühleffekt, werden auch verstärkt, wenn die Luft in Bewegung  ist (Durchzug, kleines Lüftchen, Ventilator).

Weshalb ist es in Städten wärmer als auf dem Lande?

In Ballungsgebieten wird viel Energie „verbraucht“, das heißt, in Wärme umgewandelt (Autos, Elektrogeräte, Beleuchtung, usw.). Kann sie nicht gut entweichen, weil z. B. kein Wind bläst, dann wird es etwas wärmer als auf dem Lande. Außerdem nehmen Gebäude und Asphaltflächen am Tag viel Sonnenenergie auf und strahlen sie unter Form von unsichtbarer infraroter Strahlung wieder ab. Diese Strahlung wird zum Teil von benachbarten Gebäuden oder Flächen wieder aufgenommen, so dass ein Teil der Energie „in der Stadt gefangen bleibt“ und nicht in Richtung Atmosphäre und Weltall entweichen kann. Auf dem Lande ist dieser Teil erheblich geringer.

Am Tag kann es daher in Städten 1°C bis 2°C wärmer sein. Und nachts kann es noch mehr sein.

Wie übersteht man heiße Sommertage?

Besonders warme, feuchte, stehende Luft ist schwer zu ertragen. Wenn man dann auch noch den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist, ist höchste Alarmstufe ausgerufen! Es drohen Sonnenstich und Hitzschlag!

Was also tun bei dieser Affenhitze?

1.  Wasser zu sich nehmen: Genug trinken. Kein Alkohol. Der führt zu zusätzlichem Wasserverlust. Selbstgemachte Früchtesäfte sin ideal. Aber nicht eiskalt trinken, denn das führt zu zusätzlichem Schwitzen mit unnötigem Wasserverlust. Lauwarmer Tee ist auch sehr geeignet (Arabische Länder, Indien, usw.). Am besten Wasserhaltiges essen, wie (kalte) Suppen, rohes Gemüse, frische Salate, Obst.

2. Sich abkühlen durch Schwimmbad, kühle Dusche, kühle Fußbäder. Niemals eiskalt und im überhitzten Zustand, denn dies belastet den Kreislauf. Kaltes Wasser über Handgelenke laufen lassen. Anlegen kalter Wickel. Kopf und Nacken mit kühlem Wasser befeuchten.

3.  Sich körperlich angemessen betätigen. Jede Muskelarbeit, sei es bei Sport oder Gartenarbeit, erzeugt im Körper Wärme. Und die muss zusätzlich abgeführt werden.

4. Haut und Körper vor übermäßiger Sonneneinstrahlung schützen (Sonnenhut und Schirm).

5. Leichte, weite und helle Sommerbekleidung tragen, möglichst aus Naturfasern (Baumwolle). Helle Flächen nehmen weniger Strahlungsenergie auf als dunkle.

6. Nicht zu spät zu Abend essen. Mit vollem Bauch schläft man schlecht ein. Fettes Essen belastet den Kreislauf.

7. Zuhause Wärme abstrahlende Geräte möglichst ausschalten. Jeder Computer, jeder Monitor gibt Wärme ab. Eingeschaltete Glühbirnen heizen den Raum zusätzlich.

8. Vorsichtig bei Klimaanlage. Der abrupte Wechsel von kalt auf warm und umgekehrt hat so seine Nebenwirkungen.

9.  Nicht vergessen: Sich um das Wohlbefinden von älteren oder sonst wie gefährdeten Angehörige kümmern.

Autor: André Mousset (MNHN)
Photo © Spencer Platt/Getty Images

 

Auch interessant

Gewiichtsmanagement “Ofhuelsprëtz”: Wonnermëttel fir ofzehuelen oder Risiko fir d’Gesondheet?

E Medikament wat eigentlech fir Typ-2 Diabetiker entwéckelt gouf, gëtt ëmmer méi als Mëttel benotzt fir ofzehuelen. Mee ...

FNR
November-Blues Wat kann ee maachen, fir seng Laun ze verbesseren?

Dréif Novemberdeeg – dréif Laun. Wat kann ee maachen, fir och an dëser Zäit gutt drop ze sinn?

FNR
Grouss Botz Wéi dacks soll een duschen?

Duschen erfrëscht de Kierper an d’Séil. Mee wéi dacks ass gutt oder schlecht fir eis Haut?

FNR

Auch in dieser Rubrik

Science Check Was sind die Vor- und Nachteile der Sommerzeit?

Zweimal im Jahr die Zeit umzustellen, soll (anscheinend?) Energie sparen, aber negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Was die Wissenschaft dazu sagt.

FNR
Künstliche Intelligenz Der EU AI Act: Motor oder Bremse für Forschung und Innovation?

Das erste Gesetz weltweit zur Regulierung Künstlicher Intelligenz ist gestimmt: der EU AI Act der Europäischen Union. Drei wissenschaftliche Experten erläutern, was sie von dem Regelwerk halten.

29. Februar
Kalendergeschichten Wie ist eigentlich unser Kalender entstanden?

Den 29. Februar gibt es nur alle vier Jahre – in den Schaltjahren. Doch warum ist das so und wie sind unsere Vorfahren draufgekommen?

FNR